Seine Stellung zu den Ernestinern, der Union und der Liga. 125
Nicht an ihm lag es, wenn der ihm befreundete Kurfürst
Schweikhard von Mainz sich umsonst um Kursachsens Aufnahme
in die Liga bemühte, sondern anch jetzt an Maximilian von Baiern,
der dieselbe keinen andern als seinen eignen Zwecken dienstbar
werden lassen wollte. Dafür mißlangen aber auch die Ver-
suche, Kursachsen zur Union herüberzuziehen, und der Reichs-
tag zu Regensburg von 1613 zeigte, daß Johann Georg weit
mehr auf Wahrung seiner von Kurpfalz beeinträchtigten
Directorialrechte als auf Sicherstellung der Protestanten gegen
die immer heftiger andringende katholische Reaction bedacht
sei. Auch in der jülich -clereschen Sache konnte der Kurfürst
von Brandenburg zu keiner Verständigung mit ihm gelangen;
Nohann Georg erbot sich zwar zur Abtretung seiner Ansprüche,
aber nur gegen ein Stück brandenburgischen Landes, ließ auch
1613 den cleveschen Hof und die ravensteinischen Güter in
Brüssel durch seinen Gesandten in Besitz nehmen, unerschütter-
lich auf die erhaltene Belehnung bauend, obgleich er sich hätte
sagen sollen, daß nach des Pfalzgrafen von Neuburg libertritt
zum Katholicismus (1614) für Sachsen hier nichts zu hoffen
sei. Zu der Einsicht aber, daß in der jülich-cleveschen Sache
die höchsten Interessen des Protestantismus auf dem Spiele
stünden, hat er sich nie erhoben 1). Selbst als ihm Kurfürst Frie-
drich V. von der Pfalz durch seinen Rath Camerarius insgeheim
von einem österreichischen Planc, der ihm verrathen worden war,
Mittheilung machte, wonach in Zukunft der Kaiser seinen
Nachfolger selbst zu designiren Macht chaben solle, brachte ihn
dies nicht dazu, daß er seinem „kaiserlichen, uncvangelischen Sy-
sieme“ untren gewordes wäre. War wirklich ein Zweifel in Jo-
hann Georg aufgestiegen, so zerstreute ihn bald wieder der Besuch,
den Kaiser Matthias mit seinem Bruder Maximilian und
dem schon zum König von Böhmen gekrönten Erzherzog Ferdinand
Juli und August 1617 in Dresden machte, wo sie mit gläu-
zender Gastfreundschaft empfangen wurden. Gern fügte sich der
in ihrer Begleitung gekommene Cardinal Clesel darein, daß
man ihn an dem lutherischen Hofe geflissentlich nicht als
1) Droysen a. a. O. II, 2. S. 606 ff.
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