Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Unterwerfung der Böhnien; die bairische Kur. 189 
Baiern auf dem nach Regensburg berufenen Fürstentage durch- 
gesetzt, so war die Gleichheit der Confession im Kurcollegium 
vernichtet, Kursachsen und Brandenburg in die Minorität herab- 
gedrückt. Wie aber konnte wohl Johann Georg ein Verfahren 
mißbilligen, ganz analog demjenigen, kraft dessen sein eigenes 
Geschlecht den Kurhut trug? So gering dachte Ferdinand von 
ihm, daß er ihn binreichend zu schonen glaubte, wenn er nur 
in Schlesien vorläufig keine Gegenreformation vornehme und 
die Lausitzen nicht zurücksordere. Allein gereizt durch die un- 
zeitige Vertreibung der Protestanten aus Prag, lehnte Johann 
Georg im Verein mit Brandenburg ab in Regensburg zu 
erscheinen und erklärte sich so eutschieden, wie es sich eben 
mit Worten thun ließ, gegen die libertragung der pfälzer 
Kur auf Baiern; nur erreichte er damit nichts, als daß ein 
Vorbehalt zu Gunsten der Kinder und Agnaten des Geächteten 
der Belehnung Maximilians hinzugefügt wurde, welche am 25. 
Februar 1623 in feierlicher Weise, aber ohne Theilnahme des 
sächsischen und des brandenburgischen Gesandten stattfand; auf 
des Kaisers wiederholte Einladung sich noch in Regensburg 
einzufinden, gaben beide Kurfürsien von Annaburg aus gemein- 
schaftlich eine abschlägliche Antwort (12. März). 
Den Mißmuth Johann Georgs hoffte Herzog Wilhelm 
von Weimar, der auf dem Kriegsschauplatz in Niedersachsen 
wieder aufgetaucht war, zu benutzen, um ihn dem Kaiser ganz 
abwendig zu machen, jedoch vergeblich. Zwar wußten auf 
einer Zusammenkunft der kurfürstlichen Räthe mi’ denen des 
Administrators von Magdeburg zu Leipzig (März 1623), wo 
über die Lage Niedersachsens berathschlagt werden sollte, die 
letzteren den Argwohn des Kurfürsten gegen die Absichten des 
Herzogs zu zerstreuen, doch trug er, immer voll Besorgniß 
die Gegner zu reizen, Bedenten, in die dringend gewünschte 
Verbindung des obersächsischen mit dem niedersächsischen Kreise 
zu willigen, verwies, um die gefürchteten Durchzüge Tillys ab- 
zuwenden, auf Bitten bei diesem und dem Kaiser und erklärte 
sich nur bereit, auf einem nach Jüterbock ausgeschriebenen Kreis- 
tage über die im Fall der Noth den Niedersachsen zu leistende 
1643
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.