Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

146 Kurfürst Johann Georg I. 
hängnißvolle Irrthum, in dem sich Johann Georg bewegte, 
daß er noch an die Wirksamkeit einer Reichsverfassung glaubte, 
deren Formen zwar noch zu Recht bestanden, die aber in 
Wahrheit sich bereits in völliger Zerrüttung befand. Es konnte 
nicht ausbleiben, daß die sächsischen Gesandten zu Regensbung, 
ohne Rückhalt an einer protestantischen Partei, dem Kaiser 
wie der Liga gegenüber alsbald in die übelste Lage geriethen. 
In Bezug auf das Edict waren diese beiden einig, ihm jedes 
Zugeständniß zu verweigern; in Bezug auf die Entlassung deo 
Kriegsvolks arbeitete die Liga nur darauf hin, den Kaiser seiner 
selbständigen Heeresmacht zu berauben und deren Schöpfer 
und Führer Wallenstein zu stürzen, und dazu in ihrem Sinne 
mitzuwirken zeigte Johann Georg so wenig Neigung, daß sogar 
Wallenstein den freilich ganz erfolglosen Versuch machen konnte, 
sich durch Annäherung an denselben gegen die drohende Gefahr 
zu decken. 1) Nur an dem Einen hielt der Kurfürst unverrückt 
fest, daß die Religlonsangelegenheit in keinem Falle durch 
Stimmenmehrheit im Kurcollegium entschieden werden dürfe, 
daher alles vermieden werden müsse, was dazu führen könne. 
Wenn er auf den Gang der Ereignisse seit Ausbruch des Krie- 
ges zurückblickte, so bot sich ihm eine ununterbrochene Reihe von 
Niederlagen, welche die sächsische Politik erfahren hatte. Trotz 
seiner Interposition und seiner Bemühungen um einen Still- 
stand hatte das Schwert zwischen dem Kaiser und den Böhmen 
entschieden, trotz der von ihm geforderten Beobachtung der 
gesetzlichen Formen hatte der Kaiser die Acht über den Pfalz- 
grafen mit offener Verletzung derselben verhängt, trotz seines 
Einspruchs war die pfälzische Kurwürde erblich au Baiern 
übertragen worden, trotz seines den Protestauten Schutz ver- 
bürgenden Wortes erfolgten die Bekehrungen durch die liechten- 
Gewalt endlich auch zerstöret? Hätte es nicht eine solche #####in## 
liche Zerrüttung und Dissension gethau?"““ Arndt, Neues Archiv d. 
Sächs. Gesch., Nr. XX. 
1) Helbig, Gustav Adolf und die Kurfürsten von Sachsen und 
Brandenburg 1630 —1632 (1854), S. 21. über den regensburger Tag 
ogl. Heync, Der Kurfürstentag zu Regensburg (18660).
	        
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