Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Collegialtag zu Regensburg. Landung Gustav Adolss. 147 
Dragoner in Schlesien und das Restitutionsedict. Und nun 
sollte es auch trotz seines patriotischen Abscheus gegen jede 
Verbindung mit dem Auslande gerade seine Mattherzigkeit 
und Unfähigkeit sein, welche die Einmischung der auswärtigen 
Mächte in die Reichsangelegenheiten herbeizog und die Aufgabe 
den Protestantismus zu retten einem Fremden zuwies. Dem 
dadurch hauptsächlich kam es soweit, daß der durch das An- 
schwellen der kaiserlichen Macht und der katholischen Reaction 
in den höchsten Interessen seines Hauses und seines Landes 
bedrohte Gustav Adolf von Schweden sich berufen fühlte diese 
Aufgabe zu lösen. Die freundlichen Beziehungen, die schon 
sein Vater mit Johann Georg angeknüpft, er selbst forterhalten 
hatte 1), gewannen für ihn eine viel höhere Bedentung, seitdem 
er, des polnischen Kriegs erledigt, den Entschluß zum Eingreifen 
in die deutschen Angelegenheiten gefaßt hatte. Die ersten Er- 
öffnungen jedoch, die er ihm deshalb machte, stießen auf die 
gewöhnliche Passivität des Kurfürsten; erst ließ er sie ganz 
unbeantwortet, dann lehnte er es positiv ab sich in irgend 
etwas einzulassen. 
Am 24. Juni 1630 landete Gustav Adolf an der deutschen 
Küste. Seine Hossnung beruhte vornehmlich darauf, daß die 
beiden protestantischen Kurfürsten, durch sein Erscheinen ermuthigt, 
sich zum Widerstande gegen den Kaiser aufraffen würden. Et- 
liche Hansastädte, erklärte er zu Stettin dem Abgesandten des 
Kurfürsten von Brandenburg, seien fertig, sich ihm, dem Könige, 
anzuschließen, er warte nur darauf, daß sich so ein Haupt im 
Reiche erst hervorthue; „was könnten die beiden Kurfürsten 
von Sachsen und Brandenburg mit diesen Städten nicht ver- 
richten! Wollte Gott, daß ein Manuritius da wäre!“2) Aber 
nichts lag wohl Johann Georg l. ferner als eine mauritia- 
nische Politik. Es ist erklärlich, wenn er zauderte sich dem 
Fremdling in die Arme zu werfen, der sich mit 15000 Mann 
der bisher unwiderstehlichen Macht des Kaisers und der Liga 
1) Im Jahr 1615 schickte er demselben ein paar Renthiere zum 
Geschenk. 
2) Helbig, Gustav Adolf 2c., S. 15. 
10“ 
17/30
	        
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