Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

148 Kurfürst Johann Georg I. 
die Spitze zu bieten vermaß. Aber nicht genug, daß er selbst 
nichts that, suchte er auch Andere in Unthätigkeit zu halten; 
den Magdeburgern rieth er auf ihre Anfrage, wie sie sich in 
Betreff des vom König geforderten freien Passes durch ihre 
Stadt verhalten sollten, „sich der allerunterthänigsten gehorsam- 
sten Devotion gegen Kaiser und Reich gebührlich zu erinnern“, 
und als der Kurfürst von Brandenburg ihn um Nath und 
Hilfe bat, versprach er ihm nur, dem Kaiser und den Kur- 
fürsten, die unter solchen Umständen zu Abstellung der Reli- 
gionsgravamina gern geneigt sein würden, die Sache dringend 
aus Herz zu legen. Da aber nicht nur Herzog Bogislav von 
Pommern ihn aufs ernstlichste ersuchte, die Abführung des 
kaiserlichen Heeres aus dem obersächsischen Kreise zu erwirken, 
um dem Könige jeden Grund zur Einmischung zu benehmen, 
sondern auch bereits in Sachsens nächster Nähe der Kampf 
zwischen dem nach Magdeburg zurückgekehrten Administrator 
Christian Wilhelm und Tilly ausgebrochen war, so stellte er we- 
nigstens 2. August 1630 dem Kaiser so eindringlich er konnte vor, 
er möge, um jetzt bei der Landung eines neuen Feindes alles 
Mißtrauen zu beseitigen, das Restitutionsedict aufheben, die 
Execution einstellen und die Irrung auf dem im Reiche her- 
kömmlichen Wege beilegen lassen, schrieb auch in gleichem Sinne 
an die Kurfürsten von Mainz und von Baiern. Die Antwort 
lautete kurz abschläglich, sie muthete ihm sogar zu, den Kaiser- 
lichen gegen die Schweden Unterstützung zu gewähren. Da nun 
erklärte er 24. August (3. September) unter bitteren Klagen über 
die Erpressungen des kaiserlichen Heeres und die Nichtachtung 
aller Reichsgesetze dem Kaiser seinen Entschluß, einen Convent 
der evangelischen Stände zu berufen. 
Es war nur ein kleiner Schritt vorwärts, die erste An- 
deutung eines Versuchs, die Leitung der protestantischen Sache 
wieder in die Hand zu nehmen. Dennoch brachte schon dieser 
in Regensburg einen außerordentlichen Eindruck hervor; irrte 
man dort auch in der Annahme, daß Johann Georg mit 
Gustav Adolf einverstanden sei, so lieferte er doch den Beweis, 
daß der Kurfürst nicht mehr wie bisher sich auf den Kaiser
	        
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