Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

152 Kurfürst Johann Georg I. 
und die Einstellung der Rüstungen abschlug 1), so griff er doch 
den durch Hegemüller ihm vorgetragenen Wunsch des Kaisers, 
er möge im Einverständniß mit Tilly einen Waffenstillstand 
mit Gustav Adolf bewirken, begierig auf, ohne zu sehen, daß 
der Kaiser uur die Absicht hatte, ihn so lange in der Neu- 
tralität festzuhalten, bis der leipziger Bund gesprengt und die 
Macht der Schweden gebrochen sei. Auch Gustav Adolf, der 
dringend um Gestattung des Elbüberganges bei Wittenberg 
anhielt, um dem von Tilly bedrängten Magdeburg zu Hilfe 
eilen zu können, suchte ihn zu überzeugen, daß seine eigene 
Rettung ihm gebiete die Belagerten zu unterstützen, daß er sich 
sonst selbst zu Grunde richte, da er durch den leipziger Con- 
vent dem Kaiser doch ans Herz gegriffen habe. Aber Johann 
Georg war zu nichts zu bewegen. Obgleich davon unterrichtet, 
daß Pappenheim alles daransetzte m# Magdeburg zu bezwingen, 
bevor er, wie jener sicher erwartete, einschreiten würde, empfand 
er doch durchaus keine Neigung, eine Stadt zu unterstützen, 
deren Erhebung durch den Brandenburger Christian Wilhelm 
veranlaßt war. Am 10./20. Mai fiel Magdeburg. Auch 
dadurch noch nicht aus seiner Vertraneusseligkeit aufgeschreckt, 
setzte der Kurfürst nun seine Hoffnungen auf die endlich für 
den 3. August nach Frankfurt anberaumten Verhandlungen 
mit der Liga und gab dadurch Tilly und dem aus Italien 
heranziehenden Fürstenberg Zeit, die schwächeren evangelischen 
Stände, da die kaiserlichen Avocatorien und Monitorien wir- 
kungslos geblieben waren, mit Gewalt zum Rücktritt vom 
leipziger Bunde zu nöthigen; auch bei dieser Vergewaltigung 
seiner Verbündeten blieb er ein unthätiger Zuschauer. 
Nachdem Gustav Adolf durch Sachsens zweidentige Haltung 
zum Rückzug auf die Havellinie gezwungen worden war und 
erst durch die ernstesten Drohungen dem Kurfürsten von 
Brandenburg 10./20. Juni die Einräumung von Spandau, 
den freien Paß bei Küstrin und andere Zugeständnisse ab- 
gedrungen hatte, wiederholte er jetzt durch Arnim, der bald 
1) Londorp lIV, 161. Thentr. Eur. II. 18.
	        
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