Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

158 Kurfürst Johann Georg I. 
Lauban, Bautzen und Zittau besetzt; streifende Kroaten versuchten 
sogar 30. September (10. October) einen Handstreich gegen 
Altdresden, wurden aber von den Bürgern vertrieben. Um 
das Land gegen diesen Feind zu decken und zugleich das sächsische 
Heer, das bei Breitenfeld stark gelitten hatte und, schlecht ver- 
sorgt und nicht bezahlt, sich in kläglichem Zustande befand, 
wenigstens den Winter über in Feindesland zu ernähren, machte 
Arnim den Vorschlag, es solle nach Befreiung der Lansitzen 
rasch nach Schlesien vordringen und, durch die Beihilfe der 
dortigen vom Drucke der Jesuiten befreiten Protestanten ver- 
stärkt, sich des nördlichen Böhmens bis zur Elbe und Eger 
bemächtigen. Sobald der unentschlossene Kurfürst, dem der 
König die Verstärkung des sächsischen Heeres durch Baners 
Corps, weil sie unnöthig sei, abgeschlagen hatte, seine Zustimmung 
gegeben, säuberte er die Lausitzen von den Feinden, ohne auf 
Gegenwehr zu stoßen, da der Kaiser, „um den Kurfürsten zu 
mehrerer Desperation unit zu irritiren“, Tiefenbach bereits 
zur Räumung derselben angewiesen hatte. Was aber in diese 
Disposition Arnims eine Anderung brachte, war wahrscheinlich 
das Erscheinen des alten Grafen Matthias Thurn in Dresden. 
Nicht nur im eigenen Interesse, sondern zugleich auch im ge- 
heimen Austrage des Herzoßs von Friedland, welcher jetzt, sei 
es durch verrätherische Verbindung mit Schweden und Sachsen 
oder wenigstens durch den von den siegreichen Feinden auf den 
Kaiser geübten Druck die schmerzlich entbehrte Macht wieder 
zu erlangen hoffte, wußte dieser den Kurfürsten für einen schon 
früher in Frage gewesenen Einfall in Böhmen zu bestimmen ½). 
Von Görlitz aus rückte Arnim Ende October gegen die Elbe, 
bemächtigte sich schnell hintereinander der Städte Tetschen, 
Außig und Leitmeritz und am 5. November auch der Haupt- 
stadt Prag, nicht ohne geheime Beihilfe Wallensteins, während 
der Kaiser gerade dessen frühere Verbindung mit Arnim zu 
benutzen gehofft hatte, um das Vordringen der Sachsen auf- 
1) Helbig, Die Resultate der neuesten Forschungen über Wallen- 
steins Verrath in der Allg. Monatsschrift f. Wiss. u. Lit., Braunschweig 
1853, Septemberheft.
	        
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