Die Sachsen in Prag. 159
zuhalten. Diese verfuhren in Prag mit der größten Schonung,
wie auch der Kurfürst selbst, der sich seit Mitte November
über einen Monat daselbst aufhielt, die kaiserlichen Zimmer
und Gewölbe im Schlosse versiegeln ließ und sein Quartier
im liechtensteinschen Palaste nahm, zum Zeichen seiner Bereit-
willigkeit, das Land nach beendigtem Kriege dem rechtmäßigen
Herrn zurückzugeben; nur die Jesuiten vertrieb der sächsische
Commandant Lorenz v. Hofkirchen, als sie die Stadt den
Kaiserlichen wieder in die Hände spielen wollten. Mit Wal-
lenstein wurden die Unterhandlungen fortgesetzt, Arnim hatte
zu Kaunitz und zu Nachod, Terzkas Gut, persönliche Unter-
redungen mit ihm und mochte um so tiefer beklagen, daß er
mit dem zweideutigen Friedländer zu keinem Ziele kam, als
er nicht bloß auf diesem Wege zu einem ehrlichen, allgemeinen
Frieden zu gelangen gehofft hatte, sondern auch sein Heer seit
sechs Monaten ohne Sold war und durch Desertion und Krank-
heit geschwächt, inmitten einer durch die Zügcllosigkeit der Trup-
pen erbitterten Bevölkerung und in weit zerstreuten Stellungen
von drei Seiten durch Tiefenbach, Gallas und Maradas be-
droht, sich in einem geradezu trostlosen Zustande befand, daher
sich auch der Kurfürst von Gustav Adolf für den Nothfall
Unterstützung durch Bauer oder Herzog Wilhelm versprechen
ließ, um sich in Böhmen halten zu können. Diese mißliche
Lage war für den Kurfürsten ein neuer Sporn, sich um die
Herstellung des Friedeus zu bemühen, wozu ihn auch Frank-
reich und Dänemark drängten. Er hatte deshalb im Februar
1632 zu Torgan eine Zusammenkunft mit dem Kurfürsten
von Brandenburg, um durch ihre beiderseitigen Räthe die an
die Katholiken zu stellenden Forderungen sowie die dem Kö-
nige zu gewährende Entschädigung feststellen zu lassen, und
übersendete dem letzteren seine Vorschläge in Betreff der Ein-
leitung von Friedensunterhandlungen nach Frankfurt a. M.
Allein der lberbringer derselben, der Appellationsrath Kurt
v. Einsiedel, fand den König, den die Friedensumtriebe Däne-
marks und zumal des zudringlichen Landgrafen Geors von Hessen-
Darmstadt mit dem Argwohn erfüllt haben mochten, daß es