Unterhandlungen mit Wallenstein. 167
Stillstand und fand diesmal bei Arnim mit seinem Anerbieten
so viel Glauben, daß dieser sich in Person nach Gelnhausen
begab, 1./12. September, um dort mit dem Kanzler über
Wallensteins vertrauliche Eröffnungen Rücksprache zu nehmen ½).
Allein wenn auch Wallenstein vom Kaiser unbedingte Vollmacht
zum Frieden mit Sachsen hatte und wohl auch daran denken
mochte, sich auf diesem Wege zugleich die Erreichung seiner
cigenen Absichten zu sichern, so lag ihm doch wahrscheinlich
zunächst nur daran, Zeit zur besseren Ausrüstung seiner noch
sehr mangelhaft versehenen Armce zu gewinnen und seine Gegner
in dem ausgesogenen Lande sich durch Hunger und Pest noch weiter
aufreiben zu lassen. Daher fand ihn Arnim bei seiner Rück-
kehr so veränderten Sinnes, daß er die Verhandlungen mit
ihm abbrach und, außer Stand sich länger in Schlesien zu
halten, nur das Kurfürstenthum zu decken beschloß, worauf
Wallenstein die Brandenburger und Schweden bei Steinau
1./11. October plötzlich überfiel, hierauf ins Brandenburgische,
dann in die Lausitz eindrang, Görlitz erstürmte, Bautzen durch
Accord nahm und eben im Begriff stand gegen Dresden auf-
zubrechen, willens die beiden Kurfürsten mit Gewalt zum
Rücktritt vom schwedischen Bündnisse zu bringen, als die Nach-
richten von Bernhards von Weimar Fortschritten an der Donau
ihn nach einer anderen Seite abriefen. Indem er aber, brütend
über ehrgeizigen und abenteuerlichen Entwürfen für seine eigene
Größe, den Bruch mit dem Kaiser herannahen und den Boden
unter seinen Füßen wanken fühlte, reifte in ihm der Gedanke,
seine Rettung gegen die wider ihn am wiener Hofe angesponnene
spanisch-bairische Intrigue in einer Verbindung mit den Feinden
zu suchen. Der Kaiser und Wallenstein hintergingen sich gegen-
seitig; während jener durch den Herzog Franz Julius von
Lauenburg directe Unterhandlungen wegen eines Separatfriedens
mit Sachsen und Brandenburg einleitete, ertheilte er auch
Wallenstein, jedenfalls um ihn sicher zu machen, Vollmacht zur
Unterhandlung mit Sachsen, und dieser wiederum beuntzte die
1) Förster III, 68 ff.