170 Kurfürst Johann Georg I.
schaftlichen Einfall in Böhmen verständigten. Nachdem der
Kurfürst 4./14. Juli Zittau erobert hatte, rückten sie über
Leitmeritz und Jung-Bunzlau bis vor Prag; dessen Einnahme
aber und weitere Erfolge hinderte ihre wechselseitige Eifersucht
wie auch das Zaudern ded Kurfürsten, der schon lange wieder
mit dem Kaiser in Unterhandlung stand.
Denn am 5./15. Juni hatte die wirkliche Eröffnung von
Friedensunterhandlungen zu Leitmeritz stattgefunden, welche
sächsischerseits durch Gebh. v. Miltitz und Dr. Opel, später
auch durch Dr. Döring geführt wurden. Arnim setzte wenigstens
durch, daß dieselben nur als vorbereitende Versuche zu einem
unter dänischer Vermittelung abzuschließenden allgemeinen Frie-
den betrachtet werden sollten. Noch waren sie aber kaum
merklich vorgerückt, da die kaiserlichen Gesandten, Graf Traut-
mannsdborf, v. Questenberg und Dr. Gebhard, statt der von
Sachsen verlangten erblichen Abtretung der Lausitzen und der
Stifter Magdeburg und Halberstadt, oder für letztere wenigstens
des egerschen Kreises nur die Exspectanz auf die Grasschaft
Hoya, Rammelsberg und Warberg, die Grafschaften Hohenstein
und Reinstein und das von Mecklenburg zu zahlende Strafgeld
boten, die die Neligion betrefsenden Forderungen Sachseus aber,
nämlich das Jahr 1612 als Normaljahr für den Besitz der
geistlichen Güter und für die Freigebung des augsburger Be-
kenntuisses, sowie die gleiche Vertretung beider Confessionen
in den Reichsgerichten u. a. m. für gänzlich unannehmbar er-
klärten und nur die Möglichkeit einer Abtretung der Lausitzen
für den Fall, daß der Kurfürst zum Kaiser umtreten wolle,
in der Ferne zeigten, als Bauers und Arnims Vordringen die
Verlegung der Verhandlungen nach Pirna veranlaßten, 7./17.
Juli. Hier wußten aber die kaiserlichen Gesandten dieselben
schlau in die Länge zu ziehen, bis die kaiserlichen Heere überall
wieder die Oberhand gewonnen hatten. Vor allem bestanden
sie auf Verwerfung des dresdner Accords, da die Schlesier
denselben durch ihre spätere Verbindung mit des Kaisers Feinden
verwirkt hätten. Anfangs zwar hielten die sächsischen Unter-
händler mit Zähigkeit an ihren Hauptforderungen fest; da aber