Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

8 Kurfürst Augusts Beziehungen zu Oesterreich, 
konnte nicht fehlen, daß Kursachsen auf der Höhe, zu der es 
Moritz erhoben hatte und auf der es August durch persönliche 
Klugheit und Thätigkeit sowie durch eine Reihe trefflicher Ein- 
richtungen erhielt, an der großen europäischen Politik einen 
hervorragenden Antheil nahm. In keinem Falle hätte das 
Haupt der deutschen Protestanten sich der Aufgabe entziehen 
können, in den merkwürdigen Verwicklungen, welche damals 
die Interessen aller Staaten vom Tajo bis zur Weichsel, vom 
bottnischen Busen bis zur Tiber unter einander verflochten, 
seinen Standpunkt zu wählen; was aber August hierbei noch 
besonders verstand, das war die Kunst, dieselben zugleich seiner 
Hauspolitik, die für ihn ausschließlich Richtschuur und Maß 
seiner Handlungsweise bildete, dienstbar zu machen. Der enge 
Anschluß an die österreichische Linie des Hauses Habsburg, den 
er von seinem Bruder als Erbe überkommen hatte, war auch 
für ihn der Ausgangspunkt seiner ganzen Politik und gewann 
sogar eine gewisse Innigkeit durch die persönliche Freundschaft, 
die ihn mit dem Erzherzog Maximilian verband. Im Geiste 
Christophs von Carlowitz sah er in Oesterreich den berufenen 
Hort und Halt des Reichs; er selbst nannte sich Oesterreichs 
Diener. Für die Kaisermacht bildete fortan die Freundschaft 
Kursachsens die Stütze, welche die Reichsverfassung nicht mehr 
gewährte. Die Verbindung mit Frankreich, die Moritz bis an 
seinen Tod unterhalten hatte, brach Angust sofort ab; in dem 
Kriege, den Spanien bis 1559 gegen diese Macht fortsetzte, 
hielt er seinen Adel vom französischen Dienste zurück, obgleich 
er sich nach Bekenntniß und politischen Interessen auf der dem 
spanischen Hofe entgegengesetzten Seite befand. 
Denn zu keiner der auswärtigen Mächte stand August in 
näheren Beziehungen als zu Dänemark. Wirksamer als die 
enge Verwandtschaft wies beide Staaten die Gemeinschaft der 
Interessen auf einander hin. Wie nämlich den Kurfürsten nie 
der Argwohn gegen seine ernestinischen Vettern verließ, so sah 
sich auch der dänische König durch die Ansprüche der verwittweten 
Herzogin Christine von Lothringen, einer Tochter des ent- 
thronten Cbristian II., bedroht. Hinter ihr stand, über die
	        
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