1663
1628
1629
196 Inneres 1586—1656.
erstere, die seit 1604 von 4 Pf. allmählich auf 18 Pf. ge-
stiegen war, auf 22 Pf. erhöht und eine Fleischsteuer, 1 Pf.
vom Pfunde, eingeführt, wodurch also diese Schulden von der
Kammer auf die Steuer übergingen. Ganz das Nämliche ge-
schah mit der an die Stelle der bisherigen Naturalverpflegung
tretenden Auslösung der Stände, welche 1653 von 1 1½/ Fl.
für das Pferd auf 1 Fl. täglich herabgesetzt wurde, indem man
dieselbe von der Kammer allmählich auf die Steuer hinüber-
wälzte und damit den Unterthauen eine neue Last aufbürdete.
Daß man ferner bei der Landsteuer von werbender Baarschaft
und jährlichem Einkommen statt dieselben wie bisher gleich dem
Grundbesitz nach Schocken zu schätzen, von allen Ständen gleich-
mäßig ein Procent forderte, führte dazu, daß die bisher ge-
bräuchliche Schätzung des gesammten Vermäögens nach
Schocken abkam und die Schitzung der unbeweglichen Güter
von 1628 als Fundamentalkataster beibehalten wurde. Zugleich
erhielt das Obersteuercollegium eine neue Instruction. Als
Haupturheber der eingerissenen Finanznoth galt der Günstling
des Kurfürsten und Hoös Schwiegersohn, der geheime Kammer-
rath David Döring, der 1635 vom Kaiser geadelt wurde und
zu dessen heftigsten Gegnern auch die Kurfürstin gehörte. In
ähnlicher Weise wie einst den Kanzler Crell suchte die Land-
schaft den „recht-, ehr= und pflichtvergessenen Mann“, wie sie
ihn in ihrer Beschwerdeschrift nannte, durch einen Inquisitions-
proceß zu stürzen; allein der Kurfürst verweigerte ihr die
Erlaubniß zur- Erösfnung eines solchen und verwies sie mit
Anstellung einer ordentlichen Klage an die Landesregierung.
Zur Mestreitung der Kosten derselben legte die Ritterschaft auf
jedes Nitterpferd einen Thaler. Döring antwortete mit einer
Injurienklage gegen seine Ankläger und zuletzt schlug der Kur-
fürst die ganze Sache durch Vergleich nieder. Nur versprach
er im Landtagsreverse die eigenmächtigen Erwerbungen von
Gütern und Regalien, die den Hauptanstoß bei den Ständen
erregt hatten, in Zukunft zu unterlassen. Der 1029 vorge-
legte Haushalteplan veranschlagte die Einnahmen auf 853030
Fl., also weniger als unter August, obgleich seitdem die Lau-