Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Frankreich, Däuemark und den Ernestiuern. 9 
Macht Lothringens und Frankreichs verfügend, das Haus der 
Guisen, die nun, um Dänemark den Rückhalt an Kursachsen 
zu rauben, diesem in Deutschland Gegner zu erwecken suchten. 
Solche boten sich ihnen an den Ernestinern, bei denen die 
durch den naumburger Vertrag äußerlich wiederhergestellte Ver- 
söhnung keineswegs die Hoffnung auf Wiedergewinnung des 
verlorenen Kurhuts ausgelöscht hatte. Namentlich brütete der 
älteste von Johann Friedrichs des Großmüthigen Söhnen, Jo- 
hann Friedrich der Mittlere, dessen Ehe mit Agnes, der Wittwe 
des Kurfürsten Moritz, der Tod schon im November 1555 
wieder gelöst hatte, Gedanken voll Rache und Ehrgeiz, die durch 
seinen ebenso herrschsüchtigen als verwegenen und eigennützigen 
Kanzler, Dr. Brück, nur zu sehr genährt wurden. Bald ent- 
spann sich ein Einverständniß der streng lutherischen Ernestiner 
mit König Heinrich II. und den Guisen, den grimmigen Ver- 
folgern des Evangeliums in Frankreich; Lothringen war der 
Herd aller gegen Kursachsen gesponnenen Intriguen, Schweden, 
weil Dänemarks Rival auf der Ostsee, der natürliche Ver- 
bündete dieser Partei, und so entwickelte sich jene eigenthümliche 
Gegenstellung, welche auf der einen Seite Kursachsen mit Oester- 
reich und Dänemark, auf der andern die Ernestiner mit Lo- 
thringen-Frankreich und Schweden verknüpfte ). 
Freilich war es nicht der geringe den Ernestinern ver- 
bliebene Länderbesitz, den August fürchtete, aber doch besaßen sie 
eine Bedentung, die unter Umständen sie gefährlich machen 
konnte, und sie waren sich derselben bewußt. Das protestan- 
tische Volk hing an den Söhnen seines Glanbenshelden, und 
seit den Tagen des Interims galten die Ernestiner als Ver- 
treter und Bewahrer des echten Lutherthums gegenüber dem 
durch Melanchthons übergroße Friedensliebe angeblich von der 
reinen Lehre abgewichenen Wittenberg. Der aus seinem Bis- 
thum vertriebene Amsdorf, seit 1552 Superintendent zu 
1) Mit welcher gespannten Aufmerksamkeit August diese Verhältnisse 
verfolgte, davon legen die zwölf Bände der sogenannten Dänischen Bücher 
im Dresdner Archiv Zeugniß ab. Vergl. G. Droysen, Aus den 
Dänischen Büchern im Archiv f. sächs. Gesch. II, 345 ff. u. V, 1 ff.
	        
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