Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

19#3 Inneres 1586—1656. 
War der Druck dieser vielfachen Abgaben an sich schon 
groß, so wurde er durch die in diesem Zeitruum sich mehr und 
mehr geltend machenden Steuerbefreiungen noch weiter gesteigert. 
Die Stenerfreiheit der Nittergüter war bereits in der Praxis 
durchgeführt. Wegen einer im Jahre 1609 ihr angesonnenen 
Rittergutssteuer entschuldigte sich die Ritterschaft mit ihren 
vielen Ritterdiensten, Aufwartungen bei Hof= und auderen 
Geleiten, fand es aber 1612 doch gerathen, dem Kurfürsten 
„wegen seiner großen Verdienste und seiner Zuneigung gegen 
den Adel“ ein freiwilliges Geschenk von 200000 Fl. zu geben, 
was sich 1622 und 1631 wiederholte; doch dauerte es bis 
zum Jahre 1657, bevor diese Geschenke als ein Aequivalent 
für die zu leistenden Lehendienste angesehen wurden. Außer- 
dem wurde auch den Kammer= und den geistlichen Dotalgütern, 
den Commungütern, theilweise auch den Bergstädten, den Pro- 
fessoren und Lehrern Stenerbefreinng gewährt, es kam sogar 
vor, daß Johann Georg einzelnen Personen Befreinngen von 
der Land= und Schockstener ertheilte, die erst 1661 abgestellt 
wurden. 
Bei weitem der größte Theil der gesammten Landesein- 
künfte wurde durch den Hof und durch das Kriezswesen auf- 
gezehrt. Der Hofstaat bestand wesentlich noch aus dem 
ritterlichen Gefolge des Lehnsherrn, dem reisigen Gesinde, das 
sich mit guter Rüstung, Knechten und Pferden gefaßt zu halten 
und in die Hoffarben, gelb und schwarz, zu kleiden hatte. Das 
gewöhnliche Hoflager war zu Dresden, nächstdem zu Torgau, 
doch wurde es, zumal der Hirschfaist oder Schweinehatz halber, 
zu Zeiten auch auf anderen Schlössern aufgeschlagen. Noch 
hatten keine übertriebenen Vorstellungen von der Erhabenheit 
fürstlicher Macht die Scheidewand steifer Etikette zwischen Herren 
und Dienern aufgerichtet, noch besaß der Adel Unabhängigkeits- 
sinn genug um sich nur als Vasallen, nicht als Unterthanen 
zu fühlen, noch standen sich beide einander näher, in unge- 
(1783), S. 45 ff. — Weiße, Zusätze und Berichtigungen zu Schreber, 
üÜber Land- und Ausschußtage (1799), S. 32 ff. und Gretschel, Ge- 
schichte 1I, 348 ff.
	        
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