Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Stenerbesreiungen. Hofstaat. 199 
zwungenster Fröhlichkeit feierte der Landesfürst, namentlich der 
Scherz und heitere Geselligkeit liebende Johann Georg I., 
Gastereien und Familienfeste des eigenen wie anderer Häuser 
im Kreise seiner Diener. Aber doch beginnen sich in den ver- 
traulichen Ton, der von früher her zwischen ihnen herrschte, 
neuc Anschauungen zu mischen, wie sie sich in der Annahme 
höherer Prädikate von Seiten des Kurfürsten und in dem ver- 
mehrten Glanze der Hofhaltung kund geben. Dem Kurfürsten 
Christian I. verstattete der väterliche Schatz seine Hofhaltung 
mit einer Pracht einzurichten, die die seiner Vorfahren wie die 
aller anderen deutschen Fürsten weit überstrahlte; funfzig junge 
Edelleute zu Pferd in glänzender Rüstung, Carabiner genannt, 
dazu hundert auserlesene Trabanten begleiteten ihn bei jedem 
Ausgange. Im Jahre 1614 erschien Johann Georg auf dem 
Convente zu Naumburg, begleitet von dem Hofmarschall, dem 
Kanzler und den Geheimräthen, 6 Obersten und Oberstleutnants, 
einer Anzahl Hauptleute und Rittmeister, 10 Kammerjunkern, 
12 Truchsessen, 9 Kammerdienern, einer Anzahl Fouriere, 
Kammerschreiber, Futtermarschälle, Hofpfeifer, Trompeter und 
Heerpanker, als deren hoher Zmftpatron durch ganz Deutsch- 
land er noch 1630 vom Kaiser anerkannt wurde 1), Apo- 
theker, Küchenschreiber, Brettdiener, Silberwäscherinnen, Lakaien, 
Nitterköche, mit 546 reisigen Pferden, 196 Kutschpferden und 
23 Trag-Eseln; außerdem führte auch sein Bruder, Herzog 
August, einen eigenen Hofstaat von 116 Personen und 131 
Pferden mit ). Im Jahre 1621 zog Johann Georg mit 
einem Gefolge von 855 Personen und 878 Pferden zur Hul- 
digung nach Breslau. Ein so überaus zahlreiches Hofpersonal, 
unter welchem 1639 fünf Hofnarren und ein Zwerg und gegen 
das Ende von Johann Georgs J. Regierung im Dienste des 
Kurprinzen die ersten Kammerherren vorkommen, die beträcht- 
1) Häberlin, Nenue dentsche Reichsgeschichte XXVI, 218. — Pfel- 
Hinger, Vitriar. illustr. III, 926. — Cod. Aug. I, 427 s#/14 
2) Müller, Annalcu, S. 274. Vergl. damit über die Reise des 
Kurfürsien nach Prag im Jahre 1652 Helbig im Archiv f. sächs. Gesch. 
VI, 298. 
1614 
1621
	        
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