Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

1589 
204 Inneres 1586—1656. 
Die Nichtbezahlung dieser dem Lande unerschwinglichen Summen 
hatte die Auflösung aller Kriegsdisciplin und die wildeste Zügel- 
losigkeit der Truppen zur Folge, die nun als Mordbrenner- 
banden umherzogen und durch Räuberei die Straßen unsicher 
machten. Hierzu die Last der Einquar lierung und Verpflegung, 
die soldatischen Insolentien bei den militärischen Executionen 
zur Beitreibung der Steuerreste, die von den Kriegscommissarien 
eigenmächtig ausgeschriebenen Contributionen: es waren die 
eigenen Truppen, die den Nuin des Landes vollenden halfen. 
Nach dem Frieden wurde die geworbene Armee verabschiedet 
bis auf einen kleinen Rest, der von nun an fortwährend in 
Dienst blieb und den Stamm zu dem nachher von Johann 
Georg III. errichteten stehenden Heere bildete!). 
Ein anderes übel, welches kaum weniger am Marke des 
Landes nagte, war der Verfall des Münzwesens, von wel- 
chem damals nicht Sachsen allein, sondern ganz Norddeutschland, 
jenes aber in besonders hohem Grade, ergriffen wurde. Schon 
im vorigen Zeitraum war der Ubelstand, daß die vollhaltigen 
sächsischen Münzen, besonders auf der leipziger Messe aufgekauft 
wurden und außer Landes gingen um eingeschmolzen und um- 
geprägt zu werden, schmerzlich empfunden worden; an ihrer 
Statt strömten aus den Nachbargebieten allerhand geringhaltige 
Geldsorten herein, so daß deren im Jahre 1589 nicht weniger 
als hundert devalvirt oder verrufen wurden, während das in 
den sächsischen Bergwerken gewonnene Silber nach Annahme 
und bei pünktlicher Befolgung der Reichsmünzordnung von 
1559 verhältnißmäßig zu wohlfeil hingegeben werden mußte. 
Hierzu kam jetzt noch der heillose Unfug der Kipper und 
Wipper, welche aus der wucherischen Verschlechterung der Münze 
ein förmliches und sehr einträgliches Geschäft machten. Weder 
Oberstwachtmeister 8 oder 6 Thaler, NRittmeister 12, Hauptmann 
10 Thaler, Feldprediger und Profoß 2 Thaler 12 Groschen, der Gemeine 
zu Fuß 1 Maß Bier, 1/ Pfund Brod und 1 Groschen täglich oder 
statt dessen 14 Groschen wöchentlich. 
1) Müller, Das Söldnerwesen in den ersten Zeiten des dreißig 
jährigen Kriegs (Forschungen, Licferung 2) 1838. Helbig, Gustav 
Adolf, S. 108# ff.
	        
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