Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Wilhelm von Grumbach. 11 
erstattung des Entzogenen zu nöthigen; aber bei dem Ueberfall 
am 15. April 1558 geschah es, daß der Bischof erschossen 
wurde. Obgleich einer von Grumbachs Gesellen, Christoph 
Kretzer, den Mord auf sich nahm, den er aus Privatrache 
verübt habe, so floh doch der für den Anstifter der That ge- 
haltene Grumhach mit Wilhelm von Stein, Staupitz u. a. 
nach Lothringen. 
Nach Markgraf Albrechts Tode 1557 hatte Grumbach einen 
neucn Beschützer gefunden an Johann Friedrich dem Mittleren 
von Weimar, dem seine Brüder, Johann Wilhelm und Johann 
Friedrich der jüngere, da ihr kleines Land drei Hofhaltungen 
nicht zu ertragen vermochte, und „damit sie nicht gar zu 
Grafen würden“, die Alleinregierung überlassen hatten:; jener 
wollte sein Fortkommen in fremden Diensten suchen, dieser 
hoffte auf etliche geistliche Stifter. Grumbach war Johann 
Friedrichs des Mittleren vertrauter Rath geworden und hatte 
auf ihn den größten Einfluß gewonnen; es blieb kein Geheim- 
niß, daß er den Herzog zum Kriege gegen den Kurfürsten 
August aufstachle 1). Wohl bedurfte es nicht erst seiner, um 
dem ehrgeizigen, von bitterem Haß gegen die Albertiner 
und die Habsburger erfüllten Fürsten den Plau zur Wieder 
erlangung der Kur einzugeben: je ähnlicher aber beider Lage 
war, desto leichter fanden sic sich zusammen; an beiden nagte 
der Groll wegen widerfahrener Beraubung, beide hofften auf 
den Tag der Wiederrergeltung; zudem war der Gedanke, die 
Ernestiner wieder in die Kur einzusetzen, für Grumbach nicht 
nmen; schon im Jahre 1553 hatte er im Interesse des Mark- 
grafen Albrecht den — freilich vergeblichen . Versuch ge- 
macht, den alten Kurfürsten Johann Friedrich zur Theilnahme 
an dem gegen Moritz brabsichtigten Angriffe zu bewegen?). 
1) Kluckhobu, Briefe Fricdrichs des Frommen, Kurfürsten von der 
falz 1 (1868), S. 116 f. 
2) „Sein Velter Moris “, antwortete Lohann Fricdrich, „habe der 
maßen gegen ihn gchandelt, daß er ihm nicht wenig Ursache gegeben, einen 
solchen oder andern Weg, dercu ihm zeither mehr denn einer zunestanden, 
vorzunehmen; er habe aber seine Sache und die Nache um das, was ihm
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.