Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Hofleben. Finanzzerrilttung. 29 
Deutschlands, in der ein reges, heiteres Leben pulsirte, er- 
schien 1). 
Die Kehrseite freilich dieses glänzenden Gemäldes zeigt 
wie begreiflich die gänzliche Zerrüttung des sächsischen Kammer- 
wesens. Offen gestand der Kurfürst selbst, als er seinem ersten 
Landtage von 1657 verschiedene Forderungen, unter anderen 
auch die Übernahme der Kosten für das mit großem Gepränge 
gefeierte Leichenbegängniß seines Vaters und insbesondere „die 
zur Führung der von Gott erhaltenen kurfürstlichen Reputation 
nöthige Erhaltung des Hofstaates“ vorlegte, dasselbe sei in 
solchem Verfall, daß man sich bei dem geriugsten Bedürfnisse 
nicht darauf verlassen könne. Mit großem Freimuthe erklärte 
jedoch hierauf die Landschaft, daß sie durch ihre Pflicht gegen 
den Kurfürsten und das Land gebunden sei, den Unterthauen, 
die auf diesen Landtag ihre letzte Hoffnung gesetzt hätten und 
von denen schon viele wegen der unaufhörlichen Exccutionen 
außer Landes gegangen seien, nicht noch mehr aufzubürden, 
drangen auf Revision des Steuerwesens und bessere Verwal- 
tung der kurfürstlichen Amter, Einschränkung des Hofstaates 
und Einrichtung der Ausgabe nach der Einnahme, da bei so 
vielen unterschiedenen Anlagen, dergleichen schwerlich bei einem 
Landes des ganzen Reichs zu finden, die kundbare Unmöglichkeit 
auch endlich die Nothwendigleit übersteigen müsse, bewilligten 
aber doch zuletzt fast alle Forderungen. Trotzdem verschlimmerte 
sich die Finanzlage immer mehr und bis zu einem Grade, daß 
der Bankerott bevorzustehen schien. Deshalb drangen die 
Stände auf dem denkwürdigen Landtage von 10660 unter leb- 
haften Beschwerden über die unerfüllt gebliebenen Zusagen des 
Kurfürsten von neuem energisch auf Abstellung der Mißbräuche 
im Steuerwesen. Die Zumuthung, daß hierüber nicht zwischen 
dem Kurfürsten und der Landschaft unmittelbar, sondern durch 
Mitglieder der Ausschüsse mit einer dazu ernaunten Deputation 
verhandelt werden solle, wiesen sie unbekümmert um des Kur- 
1) Chappuzeau, I. Allemagne jwotestante (1671), p. 21.3—2335 
und l, eti, Nitratti della cas## di Sassonia (1088), Lib. VIII X 
IX. — Vergl. Fürstenau a. a. O. I, 109 ff. 
1657 
1660
	        
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