Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

1664 
244 Kurfürst Johann Georg II. 
stellen und die Execution zu hindern. Aber obgleich die Vettern 
und des Kurfürsten eigener Geheimerath v. Friesen dringend 
dazu riethen, Alle, die es mit Erfurt wohlmeinten, der Kur- 
fürst von Brandenburg, die evangelischen Gesandten der beiden 
sächsischen Kreise in Regensburg, da es offenbar darauf abgesehen 
war die protestantische Stadt in die Hand eines katholischen 
Fürsten zu spielen, ihn zu energischem Einschreiten zu bewegen 
suchten, so begnügte sich der schlaffe Johann Georg dennoch, 
während der Kurfürst von Mainz schon den Durchmarsch seiner 
Truppen ankündigte und Ludwig XIV., zur Einmischung in die deut- 
schen Angelegenheiten stets bereit, ihm die nachgesuchte Hilfe ge- 
gen die rebellische Stadt zusagte, iu Wien und Mainz ohnmächtige 
Vorstellungen zu machen. Eine kräftigere Anwandlung, in der er 
Suspension der Achtsvollstreckung verlangte und gegen die franzö- 
sische Hilfe protestirte, ging ebenso rasch als wirkungslos vorüber. 
Denn bereits war es dem Kurfürsten von Mainz gelungen 
durch den nach Dresden gesandten Canonicus Ph. LV. v. Reif- 
fenberg, einen ebenso gewissenlosen als gewandten Diplomaten, 
den Kurfürsten ganz zu umgarnen. Durch die Aussicht auf die 
gleiche Gunst Ludwigs XIV., wie sie Johann Philipp genoß, 
auf französische Subsidien und französische Unterstützung der 
sächsischen Ansprüche auf Jülich geködert, schloß er ohne Vor- 
wissen seiner Brüder und Vettern und sogar hinter dem Rücken 
seiner eigenen gut deutsch gesiunten Näthe v. Friesen und v. 
Gersdorf 20./30. November 1663 zu Torgau mit Reiffen- 
berg einen geheimen Vergleich, den er am 5.7/15. April 1664 
zu Regensburg persönlich mit dem Kurfürsten von Mainz 
erneuerte und durch den er der Execution gegen Erfurt freien 
Lauf zu lassen versprach. Dadurch ganz verbleudet suchte er die 
drängenden Vettern hinzuhalten und wies auch des Kurfürsten 
von Brandenburg Auerbieten, ihn in der erfurter Sache zu 
unterstützen, von sich. Dagegen hatte er bereits im Januar 
1664 durch einen nach Paris geschickten Gesandten direct mit 
dem Könige von Frankreich angeknüpft. Da nun aber von 
den kurfürstlichen Näthen die meisten antifranzösisch gesinnt 
waren, so griff er zu einem Auskunftsmittel der seltsamsten
	        
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