Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

1664 
246 Kurflirst Johaun Georg II. 
betsformel trotz des Widerwillens der Bürger durchgesetzt, seine 
Auctorität befestigt und unter Beistand der herzoglichen Gesand- 
ten alles gethan hatte um die Execution zu vermeiden. Der 
Reichshofrath entschied, daß die Unterwerfung der Erfurter 
nicht genüge und die Acht nicht aufzuheben sei. Der Kaiser 
bestätigte diesen Beschluß und verbat sich sehr bestimmt jede 
weitere Einmischung. Es läßt sich die Vermuthung nicht ab- 
weisen, daß bei dem harten Verfahren gegen Erfurt wie bei 
dieser ganzen geheimen Unterhandlung confessionelle Rücksichten 
im Spiel waren. Wußte ja doch Reiffenberg in Wien und 
Paris sogar die Hoffnung zu erwecken, daß es ihm gelingen 
werde, den Kurfürsten von Sachsen und seine Gemahlin zur 
katholischen Kirche zurückzuführen. Ahnliche Gedanken beun- 
Gruhigten auch die evangelischen Fürsten, welche sogar wegen 
Kursachsens Unthätigkeit mit der Wahl eines anderen Direc- 
toriums drohten. Die Vorstellungen des von den Erfurtern an- 
gerufenen Kurfürsten von Brandenburg machten auf Johann 
Georg wenigstens so weit Eindruck, daß er sich nochmals bei 
dem Kurfürsten von Mainz um Aufschub der Execution und 
in Wien um gütlichen Ausgleich mit Erfurt verwendete, beides 
ohne Erfolg. Zufriedengestellt mit der Versicherung, daß weder 
das Schutzrecht des Hauses Sachsen verletzt, noch ohne seine 
Eimwilligung etwas in Erfurt vorgenommen werden solle und 
man in Religionssachen nichts ändern wolle, gab er sich sogar 
dazu her, durch wiederholte Aufforderung und Bedrohung des 
erfurter Raths selbst die Unterwerfung der Stadt unter Mainz 
zu befördern, die auch nach vierwöchentlicher Belagerung durch 
Kapitulation am 5./15. October 1664 erfolgte. Die Ent- 
tänschung ließ nicht auf sich warten. Johann Philipp behan- 
delte Erfurt sogleich ohne weiteres als seine Landstadt und da 
der schlaffe, von Reiffenberg gänzlich umstrickte Kurfürst die 
Rechte seines Hauses so gedankenlos preisgegeben hatte, auch 
eine Beschwerde der in Leipzig Februar 1665 versammelten 
obersächsischen Kreisstände wirkungslos verhallte, so blieb nun- 
mehr den sächsischen Herzögen nichts übrig, als in dem zu Leipzig 
unter kursächsischer Vermittlung am 20./30. December 1665
	        
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