Die Reduction von Erfurt. 247
geschlossenen Recesse, der 16./26. Mai 1667 durch den erfurter
Receß vervollständigt wurde, auf ihr Erbschutzrecht über Erfurt
zu verzichten, wogegen Mainz die Oberlehnsherrlichkeit in etlichen
berzoglichen Ortschaften aufgab, einige von Erfurt verpfändete
Dörfer abtrat und den Herzögen das sogenannte Gütergeleit
und das Jagdrecht in den erfurter Forsten ließ. Dasselbe that
der Kurfürst, nachdem ihm der erfurter Rath März 1666 das
Schutzrecht ausgekündigtl halte, auf einer persönlichen Zusam-
menkunft mit Johann Philipp von Mainz zu Schulpforta,
22. März' 1. April 1667, wogegen ihm dieser für die zur
Unterwerfung Erfurts geleistete Assistenz 100000 Fl. zahlte.
eine Schuldforderung an die kursächsische Steuer von 50000 Fl.
abtrat und für das aufgegebene Schutz um Gebietsrecht die
Forderungen Erfurts an die sächsische Steuer erließ. Doch
bewog den Kurfürsten das beschimende Gefühl, daß er sich bei
dem ganzen Handel von Mainz aufs ärgste hatte betrügen
lassen, den Vertrag vor seinen Brüdern geheim zu halten.
Nicht mit Unrecht hieß es damals: wie Kursachsen einst an
Magdeburg die rechte, so habe es jetzt an Erfurt die linke
Ham verloren. Spätere Versuche Johann Georgs III. und
Augusts lI., das Preisgegebene wiederzugewinnen, hatten gar
keinen Erfolg!).
Das Haschen nach der Gunft des französischen Königs er-
scheint dadurch in keinem besseren Lichte, daß der schwache Kur-
fürst seit Inuli 1664 auch mit dem Kaiser über ein mit Brau-
denburg und Baiern zum Schutze des Reichs gegen Frankreich
und die rheinische Allianz zu schließendes Bündniß unterhandeln
ließ, ihm gegen Subsidien Unterstützung anbot, ja sogar sich
künftig der schlesischen Protestanten, „für die er nur um nicht
den Evangelischen suspect zu werden, habe interveniren müssen“,
nicht mehr so eifrig anzunehmen versprach. Es standen sich
nämlich am dresdner Hofe zwei Parteien gegenüber, eine kaiser-
1) v. Tettan, Die Reduction von Erfurt und die ihr voraus.
gcgangenen Wirren 1647— 1665, in den Jahrbichern der k. Academie
gemeinnütz. Wissensch. z. Erfurt. Neuc Folgec, Heft 3 (1863). Helbig,
Johann Philipp von Mainz und Johann Georg II. von Sachsen während
der Erfurter Wirren 1050— 1667, im Archiv f. sächs. Gesch, III, 391 ff.
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