Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Tag zu Naumburg 1561. 15 
Johann Friedrich protestirte förmlich gegen denselben. Alle 
Bemühungen des Pfalzgrafen Friedrich, die Evangelischen dahin 
zu bringen, daß sie zu Augsburg alle für Einen Mann gegen 
die Papisten stünden, hatten keinen oder doch nur unvollstäu- 
digen Erfolg 1). Darum faßte Herzog Christoph von Würtem- 
berg den Gedanken, durch erneute gemeinsame Unterzeichnung 
der angsburger Confession, von deren ursprünglichen Unter- 
zeichnern nur noch zwei am Leben waren, die protestantische 
Partei aufs neue zu constitniren. Zu diesem Zwecke und um 
über die dem Concil gegenüber zu beobachtende Haltung sich 
zu berathen, versammelten sich auf Einladung Kurfürst Augusts, 
der seine anfänglichen Bedenken gegen eine solche Versammlung 
und die damit sich leicht verbindenden politischen Nebenzwecke 
überwunden hatte, im Jannar 1561 dreizehn Fürsien und eine 
Anzahl Grafen und Herren nebst den Gesandlen vieler anderen 
zu Naumburg. Wider Verhossen war auch Herzog Johann 
Friedrich erschienen, aber schon die Vorrede, die man aus Rück- 
sicht auf den Pfalzgrafen der unveränderten Augustann voraus- 
schickte, rief sogleich einen Protest von seiner Seite hervor; er 
verlangte, daß alle in die lutherische Kirche eingerissenen Cor- 
ruptelen und Secten, womit eben die letzerische Abweichung 
seines Schwiegervatlers, des Kurfürsten Friedrich, gemeint war, 
in der Vorrede specificirt und verdammt würden; plötzlich und 
ohne Abschied reiste er ab. Eine Gesandtschaft, durch welche 
die in Naumburg versammelten Fürsten ihn zur Nachgiebigkeit 
zu stimmen versuchten, kehrte unverrichteter Dinge zurück. Bald 
wurde es klar, dast auch von denen, welche die Confession in 
der von dem Pfalzgrafen geforderten Weise unterschrieben hatten, 
manche sich der Auffassung des Herzogs zuneigten. In dem- 
selben Augenblicke, in welchem die protestantische Partei durch 
Zurückweisung des Concils sich entschieden und für immer von 
der römischen Kirche trennte, war auch in ihrem Schoße der 
unbheilbare Bruch geschehen 2). Hatten die Wittenberger Grund, 
1) Kluckhohn a. a. O. 1. 7# fl. 
2) Heppe, Geschichte des denutschen Protestanticmus von 1550 bis 
IbBI I (1852), 7. Abschnitt. Kiudhohn g. a. O. I. 155 ff. 
1567
	        
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