Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Befreiung Wiens. 259 
Mann starkes Hecr 1); unter ihm commandirten der Feld- 
marschall v. d. Goltz und der Feldmarschalllentnant v. Flem- 
ming. Zugleich mit dem Wunsche, daß ihm auch der Be- 
fehl über die übrigen Reichstruppen übertragen werden mäge, 
hatte er dem Kaiser die Hoffnung zu erkennen gegeben, der- 
selbe werde sich durch Abtretung eines Stück Landes erkenntlich 
zeigen. Aber Leopold, welcher dic ganze Hilfsleistung mehr 
als eine Erfüllung schuldiger Vasallenpflicht ausah und außer- 
dem auf die Kriegslust des Kurfürsten rechnete, empfand durch- 
aus keine Neigung, den Beistand desselben noch durch besondere 
Zugeständnisse zu erkaufen, ja er verlangte sogar, daß Johann 
Georg den Unterhalt seiner Truppen während des Marsches 
durch Böhmen selbst tragen solle, bis endlich die steigende Noth 
seiner Hauptstadt ihn zur Zurücknahme dieser Forderung und zu- 
gleich zu der dringenden Bitte um Beschleunigung des Marsches 
zwang. Nachdem hierauf das sächsische Heer am 6. September 
zwischen Krems und Stein die Donau überschritten hatte, er- 
folgte am 8. bei Tulu die Vereinigung des ganzen Entsatz- 
hecres von 27000 Kaiserlichen unter dem Herzog von Lothrin- 
gen, 11300 Baiern, 8000 Mann fränukischer Kreistruppen, 
26000 Polen und den Sachsen, und der König Johann Sobieski 
vonl Polen übernahm über dasselbe den Oberbefehl. Am Morgen 
des 2.12. Septembers stieg das christliche Heer von dem Kahlen- 
und Leopoldsberge herab. Dem linken Flügel, welcher aus dem 
österreichischen und sächsischen Fußrolke bestand, fiel die Aufgabe 
zu, durch einen energischen Angriff das Debouchiren des übrigen 
1) Dasselbe bestand aus der berittenen Leibgarde, dem Külrassierleib- 
regiment, den Kürassicerregimenlern v. d. Golz, v. Plotho und v. Trant. 
mannsdorf, dem Dragonerregiment Graf Reuß zu 3 Schwadronen von 
je 2 Compagnien; an Infanterie aus dem Leibregiment, den Negimentern 
v. d. Goltz, v. Flemming, v. Lochen, v. Kusser und Herzog Christian zu 
je 2 Bataillonen von 4 Compagnien und aus ciner Grenadiercompagnie; 
endlich aus 171 Mann Artilleric mit 16 Geschützen. Zum ersteumale 
war die Infanteric durchgängig mit Feuergewehr bewassuet, nachdem kurz 
vor dem Ansmarsche die Pikcniere ihre Pilen gegen Muskelen und 
Schweinsfedern vertanscht hatten. 
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