Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

LLL 
1693 
268 Kurfürst Johann Georg IV. 
bei der Reichsarmee lassen, verlangte dasselbe vorher das längst 
versprochene Lauenburg, das Obercommando am Ober= und 
Mittelrhein, Sicherstellung von 100000 Thalern Subsidien 
u. a., und da der Kaiser nicht alles bewilligte, rief der Kur- 
fürst seine Truppen zurück. Aber es zeigte sich, daß das Par- 
quet der Diplomatie für den tapferen und rauhen Kriegsmann 
zu glatt sei. Unerwiesen bleibt zwar die Beschuldigung seiner 
Feinde, als habe er mit dem französischen Gesandten v. Asfeld 
in allzuvertraulichem Verkehr gestanden, dagegen ließ sich der 
von ihm geleitete Kurfürst ohne die nöthige Behntsamkeit in 
Unterhandlungen mit Hannover wegen Errichtung einer nord- 
deutschen Neutralitätsallianz ein, welche dann der hannöversche 
Unterhändler v. Groote bloß benutzte um durch die Drohung 
mit Hannovers Beitritt zu derselben dem Kaiser den bisher 
verweigerten Kurhut abzudringen 1). Der ganze Zorn des 
wiener Cabinets entlud sich über dem getänschten Schöning; 
als sich derselbe, Juni 1692, im teplitzer Bade aufhielt, wurde 
er plötzlich festgenommen und auf den Spielberg bei Brünn 
gebracht. Umsonst forderte der Kurfürst die Freilassung seines 
Feldmarschalls, umsonst protestirte er beim Reichstage gegen 
das Verfahren des Kaisers; mattherzig wie er war ließ er 
sich, von verschiedenen Seiten beeinflußt, zur Wiederannäherung 
an den Kaiser drängen und darüber erkaltete seine Verwendung 
für den Gefangenen. Denn aus mehrfachen Gründen wurde 
daran gearbeitet, Sachsen wieder zur Theilnahme am Kriege 
gegen Frankreich zu bringen, aber mehr als der von Wil- 
helm III. von England dem Kurfürsten überschickte Hosenband= 
orden trug wohl ein Geschenk des Kaisers von 40000 Thaler an 
die Neidschütz und ihre Erhebung zur Neichsgräfin von Noch- 
litz, dazu bei, daß Johann Georg IV. am 2. Februar 1693 
ein neues Bündniß mit demselben schloß, demzufolge er für 
400000 Thaler Subsidien, zu deuen auch Holland und Eng- 
land, Brandenburg, Braunschweig und Hessen-Kassel beitrugen, 
1) Büsching, Magazin VIII, 463. — Meiners und Spitt- 
ler, Götltinger hist. Magazin (1787) I, 1. S. 1633 ff.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.