s#eldmarschall v. Schöning. 209
12000 Mann ins Feld stellte; am 10. Mai trat er dem
großen Bündniß gegen Frankreich vom 12. Mai 1689 bei und
führte seine Truppen in Person an den Rhein, begleitet von
der Gräfin v. Nochlitz, die ihm in Frankfurt eine Tochter
gebar 1). Schönings Freilassung erfolgte erst nach des Kur-
fürsten Tode, als derselbe nicht mehr gefährlich schien, indem
Friedrich August I. sie zur Bedingung der Erneuerung des
Bündnisses mit dem Kaiser machte und angeblich einem der
kaiserlichen Minister ein Lösegeld von 30000 Thaler zahlte;
nur seine Verwendung im Kriege gegen Frankreich verbat sich
der Kaiser.
Vielleicht waren es auch die Neidschütze, welche Johann
Georg abhielten sich seines Feldmarschalls nachdrücklicher an-
zunehmen, nicht bloß weil dieser, eine herbe Soldatennatur,
aus seiner Verachtung ihrer Coteric keln Hehl machte, sondern
auch weil sie um ihres persönlichen Vortheils willen den Kur-
fürsten auf kaiserlicher Seite festzuhalten suchten. Denn nicht
zufricden mit dem bisher Erreichten trug sich die alte ehrgeizige
und bögartige Generalin mit dem Plane, ihre Tochter zur
Reichsfürstin und zur rechtmäßigen Gemahlin des Kurfürsten
zu machen. Augzgestreute Schriften zur Vertheidigung der
Polygamic:) und ein Anfang 1693 während der Schwanger-
schaft ihrer Tochter ausgestelltes, aber auf den 16. Februar
1691, also vor Johann Georgs Vermählung zurückdatirtes
schriftliches Eheversprechen des Kurfürsten bildeten die vorbe-
reitenden Schritte dazu. Der mit einer Schwester der Favoritin
verheirathete Hofrath v. Beichling, der 1691 in ostensibler
Mission wegen Schönings Freilassung nach Wien ging, hatte
geheimen Auftrag, dort die Erhebung der Gräfin in den Reichs-
fürstenstand zu betreiben, stieß aber, obgleich er dafür innigen
1) Dieselbe vermählle sich 1720 mil dem polnischen Grasen Peter
v. Dunin.
2) Ein Rechtgntachten, nach Thomasius Vermuthung von dem
wittenberger Juristen Sam. Stryck versaßt, und ein Gedicht in hof-
manns= waldanischer Manier, „Liebe zwischen Prinz Herzmuthen, Priutzen
in Albinien, und Fräulein Theonilden“.