Münz= und PVostwesen. 283
Werthe auf 28 Groschen hinaufgesetzt. Dies hatte aber die
neue Unbequemlichkeit, daß die leipziger Kaufleute in Zahlungen
nach Hamburg und Holland an 14 Procent verloren. Die
als Aushilfe geprägten etwas schwereren sogenannten kursächsischen
Wechselthaler, etwa 9 1½/ auf die feine Mark, unterlagen wie-
der dem Aufkauf fürs Ausland und dortiger Umwandlung in
geringere Münzsorten. Deshalb vereinigten sich Kursachsen,
Brandenburg und Braunschweig-Lüneburg 16. Januar 1690
zu Leipzig zu einem neuen Münzfuße, demzufolge die feine
Mark zu 12 Thlr. 9 Gr. oder 18 Fl. ausgebracht wurde.
Da die Zählthaler die früheren blieben, so stieg auch ihr Werth
damit auf 1 Thlr. 8 Gr., sie wurden aber bloß in 55, ½
und ½ Stücken geprägt, von denen die ersteren, da sie mit
den Reichsgulden stimmten, auch Gulden hießen. Dies war
der leipziger Fuß, der den Reichsmünzfuß mehr und mehr ver-
drängte und 1738 selbst Reichsfuß wurde. Indem Johann
Georg IV. durch Vereidung die Kaufleute und Krämer zu
Beobachtung dieses Kurses nöthigte, wurde der Münznoth, diesem
treuesien Spiegel von der Zerfahrenheit des Reiches, wieder in
etwas abgeholfen. So kam es aber auch, daß zwischen dem
geprägten Thaler, dem Speciesthaler und dem Rechnungsthaler
eine so bedentende Differenz entstand und Sachsen keine Thaler-
stücke zu 24 Groschen hatte, mit denen es zugleich zählen und
rechuen konnte 1).
Erhebliche, den erweiterten Verkehrsverhältnissen entsprechende
Veränderungen erfuhr das sächsische Postwesen. Hatten frü-
her die Freiherren v. Turn und Teaxis sich ein Recht über
dasselbe anzumaßen gesucht, so wurde es jetzt durch Beeinträch-
tigungen Brandenburgs bedroht, das seit 1658 nach Leipzig,
Wittenberg, Düben, Merseburg und Naumburg zunächst für
brandenburgische Briefschaften Postbeamte setzte, die aber all-
mählich auch kursächsische Pakete und Waaren annahmen. Dies
wurde zwar durch die Postordnung von 1661 ½#) untersagt,
1) Klotzsch, Versuch einer kursächsischen Münggeschichte (1779) II,
575 ff.
! Cod. Aug. II, 1001.