Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Universitäten. 293 
fanden sie den gehofften Anklang, sogar die Jenenser erklärten 
sich gegen den Consensus repetitus und selbst in Kursachsen 
gelangte er nicht zu officieller Geltung. Denn, was die Haupt— 
sache, die protestantischen Fürsten empfanden durchaus keine 
Neigung mehr, ihren Arm zur Vollstreckung theologischer Acht- 
sprüche herzuleihen. Wenn sic auch noch den äußeren Bestand 
ihrer Kirche mit aller Strenge überwachten, den Calvinisten 
z. B. selbst die geheimsten Zusammenkünfte nicht gestatteten, 
so waren sie doch den Interessen und Genüssen dieser Welt 
viel zu sehr ergeben, um an diesen abgelebten theologischen 
Streitigkeiten den geringsten innerlichen Antheil zu nehmen; sie 
schüttelten vielmehr die Herrschaft des Kirchendogmas jetzt ebenso 
ab, wie sie seit dem westfälischen Frieden sich von der des 
Kaisers emancipirt hatten. Mit dem mißlungenen Angriff auf 
Calixt schien die lutherische Orthodoxie ihre Kraft erschöpft zu 
haben. Wittenbergs theologische Auctorität begann zu sinken, 
mit ihr der äußere Flor der Universität; die Zahl der In- 
scriptionen sank von 600 im Jahre 1651 bis 1682 auf 176, 
wozu allerdings auch beitrug, daß Kurfürst Friedrich Wilhelm 
von Brandenburg wegen der maßlosen von hier ausgehenden 
Verunglimpfungen der Reformirten im Jahre 1662 seinen 
Landeslindern den Besuch der Universität untersagte. Noch 
verdient unter Calovs Collegen um seiner Leistungen, wie um 
seiner friedfertigen Gesinnung willen, Andr. Quenstädt genannt 
zu werden. 
Leipzig war von 16560-—1746 gemeinschaftliche Universität 
für alle vier albertinischen Linien, die auch zusammen Visitationen 
halten ließen und die Professuren nach einer gewissen Ordnung 
wechselsweise besetzten. Eine regere Theilnahme am literarischen 
Leben bekundet sich hier äußerlich schon darin, daß die Uni- 
versitätsbibliothek Zuwachs und bessere Ordunng erhielt sowie, 
daß der Advocat Ulr. Große durch das Vermächtniß seiner 
2000 Bände 1677 den Grund zu der leipziger Nathsbibliothek 
legte, die jedoch erst 1711, gegen 14000 Bänude stark, dem 
öffentlichen Gebrauche übergeben wurde. An eigentlich großen 
Gelehrten litt Leipzig Mangel; in der theologischen Facultät
	        
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