Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

294 Inneres 1656—1697. 
sind neben Hülsemann Sam. Bened. Carpzov, Scherzer, Pfeiffer, 
Olearius und Rechenberg, außerhalb derselben der Jurist Bened. 
Carpzov (st. 1666, s. o.), der Mediciner Ettmüller, der Philo- 
soph Jac. Thomasius die bemerkenswerthesten. Dennoch konnte 
Leipzig damals als ein Mittelpunkt deutscher Bildung und 
Wissenschaft gelten, wofür es auch im Auslande bekannt war; 
unter allen Universitäten im Reiche hatte es die stärkste Fre- 
quenz, über 3000 Studirende, wozu unstreitig auch die 
mancherlei Hilfsguellen, welche den Unbemittelten die zahlreichen 
Beneficien, die Informatorstellen in den reichen Kaufmanns- 
familien, die Correcturarbeit bei den Buchhändlern boten, das 
Ihrige beitrugen. Auch daß der deutsche Buchhandel sich seit 
1680, wo der Druck der kaiserlichen Büchercommission auf die 
frankfurter Messen unerträglich wurde, nach Leipzig zog, wo 
deshalb schon 1687 eine Büchercommission bestellt wurde, um 
Druck und Verkauf der Bücher unter Aufsicht des Staates 
zu stellen, vermehrte das literarische Ansehen der Stadt. Die 
reichen Stiftungen und die bedeutenden Privilegien der Uni- 
versität, die häufigen verwandtschaftlichen Verbindungen der 
Professoren mit der wohlhabenden Kaufmannschaft gewährten 
der gelehrten Körperschaft auch äußerlich eine behagliche und 
angesehene Existenz, verliehen ihr ein gewisses aristokratisch- 
vornehmes Gepräge, begünstigten aber auch die Entstehung einer 
Art von gelehrtem Patricierthum, indem einzelne Familien, z. B. 
die Carpzov und die Mencke, mehrere Generationen hindurch 
nicht von der akademischen Laufbahn abwichen, worin freilich 
zugleich der Keim eines zünftigen Gelehrtenthums und damit 
eines herrsch= und selbstsüchtigen Cliqguenwesens, einer schon 
damals hervortretenden Stabilität lag. Es ist bekannt, daß 
Leibnitz, geb. den 3. Juli 1646, seine Vaterstadt 1666 verließ, 
weil seine Jugend ein Hinderniß seiner Doctorpromotion an 
der streng und steif an den hergebrachten Formen festhaltenden 
Universität war, und dadurch seinem Geburtslande für immer 
entfremdet wurde; aber man wird auch nicht verkennen, daß 
gerade die vielseitige leipziger Erudition der geeignete Boden 
war, um hier den Grund zu seiner universellen Gelehrsamkeit
	        
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