Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Ruckwirlungen der polnischen Königswahl. 818 
selben sollten alle früheren die Religion betreffenden Verord- 
nungen in Kraft bleiben, alle desfallsigen Berathungen, Be- 
schlüsse und Ausfertigungen von dem Geheimenrathe allein ohne 
Anwesenheit des katholischen Statthalters geschehen. Das Direc- 
torium in Kirchensachen außer und in dem Kurfürstenthume, 
also auch auf dem Reichstage, sollte Herzog Friedrich II. von 
Gotha commissionsweise mit Beobachtung bisheriger Verfassung 
und mit Zuziehung des Geheimenraths, jedoch ohne den Statt- 
halter, führen; doch war dies mehr zum Schein, da sich der 
König die Besetzung der Consistorien und Professuren vorbe- 
hielt; deshalb gab auch der Herzog dieses Directorium wieder 
zurück, worauf es 5. Februar 1700 dem Herzog Georg von 
Weißenfels übertragen wurde, der sich gefügiger bewies. Da 
die evangelischen Reichsstände die katholische Confession des Kur- 
fürsten noch als etwas nur Vorübergehendes ansahen, so be- 
ließen sie auch Kursachsen das Directorium des Corpus Evan- 
gelicorum. Aber nicht in dieser fast inhaltslos gewordenen 
Form, sondern in den Verhältnissen der großen Politik sprach 
es sich aus, daß der Coufessionswechsel des Kurfürsten der 
Todesstreich für die politische Bedentung Sachsens war, dessen 
einstige Stellung als Hort und Vormacht der evangelischen 
Kirche dadurch vollständig auf den brandenburg -preußischen 
Staat überging. 
Anfänglich trat die katholische Propaganda in Sachsen sehr 
behutsam auf; „man wählte um die religiösen Vorurtheile der 
Sachsen zu schonen weniger den gebieterischen Weg der Gesetze 
als den stillen und sanften des Handelns“ 1), und so konnte 
sich August schon Anfangs 1698 rühmen, seinem Gesandten, 
der als berufener Vertreter des Corpus Evangelicorum pflicht- 
gemäß gegen die ryswicker Clausel protestirt hatte, durch augen- 
blickliche Gegeninstruction an seine Gesandtschaft in Regensburg 
entgegengetreten zu sein und so die erhobenen Schwierigkeiten 
zum großen Vortheile der Katholiken beseitigt zu haben 2). Der 
1) Theiner a. a. O., S. 120. 
2) Theiner, Urk. LX.
	        
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