Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Nordischer Krieg. — 
die Erwerbung von Lievland und Esthland zusagte, zur Fort- 
setzung des Krieges bestimmen. Da nun aber der polnische 
Reichstag trotz der von Peter zur Bestechung der Senatoren 
bewilligten 20000 Rubel nicht die geringste Willfährigkeit zu 
demselben zeigte, vielmehr nach wic vor auf der Entfernung 
der sächsischen Truppen bestand, so ergab sich daraus das selt- 
same Verhältniß, daß August einen Krieg, den er eigenmächtig 
im Namen Polens begonnen, als Kurfürst von Sachsen fort- 
führen sollte, obgleich er als solcher nicht die geringste Veran- 
lassung dazu hatte. Am 20. Juli 1701 ging Karl im Angesicht 
der von dem unfähigen Feldmarschall Steinau befehligten Sachsen 
und Russen über die Düna, schlug die ersteren nach verzweifelter 
Gegenwehr, während die Russen eiligst das Feld räumten, und 
unöthigte sie mit Zurücklassung des Gepäcks, der Magazine und 
des Lagers sich über die Memel nach Preußen zurückzuzehen. 
Die dünamünder Schanze vertheidigte General Kanitz bis in 
den December, dann übergab er sie samt der schönen dahin 
geflüchteten Artillerie der Sachsen; Kockenhausen sprengten diese 
selbst in die Luft; Lievland war verloren. Die persönliche Un- 
fähigkeit Augusts, der sich durch den Krieg in seinen Orgien nicht 
stören ließ, und die schwankende Haltung des dresdner Hofes, 
wo außer dem Großkanzler Beichlingen auch der franzesische 
Gesandte du Heron dem Kriege entgegenarbeiteten, trugen die 
Hauptschuld an dem kläglichen Ausgange dieses mit so hoch- 
gespannten Hoffnungen unternommenen Feldzuges. Während 
aber August selbst jetzt noch mit unbegreiflichem Leichtsinn den 
Winterfreuden in Warschau lebte, hatte Karl, nicht zufrieden 
mit der Abwehr des ungerechten Angriffs, sich bereits die 
gänzliche Entthronmg seines Gegners zum Ziel gesetzt. Der 
Factionsgeist des polnischen Adels, der zum großen Theil noch 
auf Auszahlung der bei Augusts Erwählung versprochenen 
Summen wartete, auch durch Flemmings Erhebung zum Groß- 
stallmeister von Litthauen und die Ertheilung des polnischen 
Indigenats an denselben sich gekränkt fühlte, das Mißtrauen 
der Polen gegen die Verbindung ihres Königs mit den Nussen, 
die blutigen Unruhen der Sapieha in Litthauen, die Zweideu- 
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1701
	        
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