828 Kurfürst Friedrich August J.
drießlichkeiten seiner polnischen Königswürde müde zu werden
anfing, beim Kampfe gegen Schweden festzuhalten, und dies
gelang ihm in solchem Maße, daß August, der bisher bloß als
Kurfürst des Czaren Verbündeter gewesen war, sich nunmehr
bereit finden ließb, auch als König am 1./12. October zu War-
schau auf die Dauer des Kriegs einen geheimen Vertrag ein-
zugehen, durch welchen ihm der Czar 12000 Mann und 300000
Rubel Subsidien zusicherte, ein Bund, der sich in Wahrheit
nicht weniger gegen Polen als gegen Schweden richtete; denn
wenn er auch zunächst bestimmt war die Hauptmacht der
Schweden in Polen zu amüsiren und von dem russischen Boden
fern zu halten, so sollte er doch zugleich auch, wie Patkül aus-
drücklich dem Czaren vorstellte, „unvermerkt die Polen außer
Stand setzen wieder zu Kräften zu kommen, was wahrlich Ew.
Zar. Maj. und dem Könige selbst höchst nachtheilig und ge-
fährlich sein würde"“. August, der sich nicht schämte zu einer
solchen Machination die Hand zu bieten, kam mit Patkul ins-
geheim überein zu verhindern, daß die Polen Gewehre für ihr
Heer aus Deutschland und Holland bezögen 1). Wie vieles
daher auch die Polen selbst an ihrem Vaterlande verbrochen
haben, daraus wird man ihnen keinen Vorwurf machen können,
daß sie von einem solchen Könige nichts wissen wollten. Die
wenn auch unbestimmte Kunde von jenen Vorgängen war eine
der Ursachen, weshalb der Primas, mit dem August noch bis
zuletzt in Unterhaudlung gestanden, nebst dem Krongroffeldherrn
Lubomirski, der sich selbst auf den Thron Rechnung machte,
zu Warschau eine Generalconföderation errichtete, und als auf
dieser Versammlung Karl XII. durch seinen Bevollmächtigten,
den Grafen Horn, unumwunden und als unerläßliche Vor-
bedingung des Friedens zwischen der Republik und Schweden
die Entthronung seines Gegners verlangte, wurde August, bald
nachdem er von einem flüchtigen Besuche in Sachsen, das er
sieben Jahre lang nicht gesehen, nach Krakan zurückgekehrt war,
am 14. Februar 1704 in einem sogenannten Conföderations-
1) Herrmann, Geschichte des russ. Staats IV, 173.