332 Kurfürst Friedrich August J.
gegen 1). Niemand aber betrieb die Fortsetzung des Krieges
eifriger als Patkul; sie lag ebenso in seinem eigenen Interesse,
wie in dem des Czaren, dem er diente. Unermüdlich Karl XlII.
neue Feinde zu erwecken, suchte er, als über das Bisthum
Lübeck ein neuer Bruch zwischen Dänemark und Schweden
drohte, dies sogleich zu benutzen, um jenes wieder in das
russisch-sächsische Bündniß zu ziehen, er ging selbst nach Berlin,
um auch König Friedrich dafür zu gewinnen, wobei er, da ihm
dies nicht geglückt, durch preußische Vermittelung einen Separat-
frieden zwischen dem Czaren und Karl und dadurch für sich
selbst Amnestie von letzterem zu erreichen versucht haben soll 7).
Er hatte nicht aufgehört in Sachsen zu erinnern, daß auf
Erfolg nicht zu zählen sei, so lange die von ihm gehaßte und
verachtete Hofcligue das Ruder führe. In der That hatte es
nach Beichlingens Sturz den Anschein, als ob August ihm sein
ganzes Vertrauen zugewendet habe. Als der König Ende 1703
nach Sachsen zurückkehrte, begleitete ihn Patkul und wurde
nicht bloß mit der Einrichtung eines neuen zugleich weniger
kostspieligen und doch zweckmäßigeren Kriegsetats, sondern sogar
mit Ausarbeitung eines Eutwurfs zu einer neuen formula re-
giminis und einem „wohleingerichteten Ministerium“ beauf-
tragt. Allein Augusts Zutrauen war nicht aufrichtig gemeint;
der lästige und oft hochfahrende Mahner war ihm zuwider, er
schmeichelte ihm nur, weil Patkul die russischen Subsidien in
seiner Hand hielt. Vom Könige aufgefordert, verfaßte er das
merkwürdige Memoire „Politische Offenbarung oder gering-
fügiges Bedenken von schwedischer Invasion in Deutschland“
vom 8. März 1705, in welchem er mit schonungsloser Derb-
1) Nach Lamberty, Mémoires pour servir á ’histoire du XVIII
siecke (1727) III, p. 638 und Hojer lI. 104 machte Friedrich I. von
Preußen Karl XII. den Vorschlag Litthauen an Stanislaus zu geben,
Polen August zu lassen, worüber aufgebracht letzterer vorschlug, Stauis=
laus durch das polnische und das brandenburgische Preußen zu ent-
schädigen.
2) Schulenburg 1, 44 ff.