Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Pattuls Verhaftung. Schlacht bei Fraustadt. # 
Kaiser, trotzdem er vorher Patlul ausdrücklich dazu autorisirt 
— 
Kurze Zeit nach dieser Katastrophe brach Schulenburg 
mit einem neu gesammelten Heere von 18= bis 20000 Mann 
nach Polen auf. In der Absicht Reenskiold durch einen com- 
binirten Angriff von drei Seiten zu fassen und zu vernichten, 
nahm er 13. Februar die ihm bei Fraustadt von demselben 
gebotene Schlacht an, indem er darauf rechnete, daß der König 
im Rücken angreifen würde. Aber dieser hatte 15 Stunden 
vom Schlachtfelde Halt gemacht und Schulenburgs Truppen, 
meisi neugeworbene Sachsen, 6000 widerwillige Russen und 
einige tausend Franzosen und Baiern, Kriegsgefangene aus der 
Schlacht bei Höchstedt, die der Kaiser dem Könige überlassen 
hatte, hielten sich so schlecht, daß er trotz aller Geschicklichkeit 
und trotz doppelter numerischer lberlegenheit eine vollstäudige 
Niederlage erlitt, über 6000 Todte und 7000 Gefangene 
verlor 2). Diese unglückliche Schlacht öffnete den Schweden 
den Weg nach Sachsen. August freilich fürchtete nicht ernstlich 
für sein Erbland, nur daß er es nicht durch mannhafte Ver- 
theidigung, sondern durch eine höchst elende Diplomatie zu 
decken suchte. Er war überzeugt, daß der Kaiser und die 
Seemächte einen Einfall Karls XII. in Sachsen nicht dulden 
würden; noch im Herbst bot er den letzteren für künftiges 
Frühjahr wieder 1.1000 Sachsen au; „wenn aber der schwedische 
Einbruch stattfinde, würde er außer Stand sein, ihnen Truppen 
zu überlassen, wodurch ihnen eine ansehnliche Hilfe abginge“. 
Aber Kart kümmerte sich um den Kaiser und die Seemächte 
so wenig wie um August selbst, der, nachdem er sich den 
Winterfreuden in Krakan entrissen, um sich den Russen zu 
nihern und womöglich den Feind sich nachzuziehen nordöstlich 
nach Tikozin gegangen war, sondern überschritt, nur wenige 
Negimenter unter Marderfeld in Polen zurücklassend, am 2. 
September mit 22000 Mann die Oder bei Steinau, ohne 
1) Schulenburg 1, 244 ff. 
2) Ebendas., S. 242 ff. u. 251.
	        
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