Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Friede zu Altranstädt. 339 
ohne diese Garantie der Vertrag seine volle Giltigkeit haben 
solle 1). 
Sogleich nach dem Abschluß wurde ein zehnwöchentlicher 
Wassenstillstand bekannt gemacht; Pfingsten aber eilte nach 
Petrikow zu seinem Herrn. Dessen Bestürzung über diese Zu- 
muthungen war so groß, daß der geängstigte Pfingsten ihm, wie 
ihm wenigstens später schuld gegeben wurde, den wirklich voll- 
zogenen Abschluß verheimlichte und sich eines schon früher vom 
Könige und dem Großmarschall v. Pflugk unterzeichneten Blan- 
quets bediente, um die Ratification des Friedeus mit dem 
Datum Petrikow 30. October darauf zu schreiben und es 
Karl XII. zu überbringen. Daß er auch die ihm von Karl an 
Marderfeld mitgegebenen Briefe, da sie den wahren Sachver- 
halt offenbart hätten, diesem zuzustellen unterließ, brachte August 
in eine noch viel sonderbarere Lage. Den Menzikoff drängte 
ihn ungestüm, ihre Uberlegeuheit zu einem Angriff auf Mar- 
derfeld zu benutzen, während August ihn doch von dem ge- 
schlossenen Waffenstillstande nichts wissen lassen durfte. Die 
Warnungen, die August heimlich Marderfeld zukommen 
ließ, hielt dieser, da er ohne eigene Nachrichten von seinem 
König war, für eine Falle, nahm die Schlacht an und wurde 
bei Kalisch 29. October 1706 völlig geschlagen und gefangen. 
In wie große Verlegenheit August auch durch diesen Sieg 
versetzt wurde, so konnte er doch der Versuchung nicht wider- 
stehen, ihn durch prunkenden Siegeseinzug und Te Deum in 
Warschau zu feiern; ja er trieb die Doppelzüngigkeit so weit, 
daß er sich gegen Karl demüthig mit der Nothwendigkeit ent- 
schuldigte, seine Gefangenen freigab und Schadenersatz versprach 
und doch zugleich in einem Manifeste, Warschau 19. November, 
die Nachricht von dem Frieden einem Pasquill zuschrieb, die 
von seiner Abdankung eine Calumnie nannte und erklärte, „daß 
er niemals gesonnen gewesen, weder mit dem Könige von 
Schweden, noch mit jemand anders einiges Verbündniß, welches 
1) Das laleinische Original bei Nordberg III, Urk. p. 170—176. 
Deutsch im Theatrum Hurop. XVII a. 1706, p. 139—143. 
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1700
	        
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