Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

342 Kurfürst Friedrich Augußt I. 
in welchem schon der Krieg an Menschen und Geld schrecklich 
aufgeräumt hatte, so auszusaugen, daß August an eine Er- 
neuerung des Kriegs gegen ihn nicht denken könnte, methodisch ins 
Werk zu setzen anfing. Denn er wußte sehr wohl, wie wenig 
dem Worte desselben zu trauen war. Nachdem er sich aus 
dem eingeforderten Rentkammerreglement und Finanzetat sowie 
durch Befragung der Kreisstände über das sächsische Abgaben- 
system möglichst genau unterrichtet hatte, forderte er von dem 
am 2. October zu Leipzig versammelten ständischen Ausschusse 
von sämmtlichen kursächsischen Ländern einschließlich der Neben- 
linien, der Stifter und der Grafschaft Schwarzburg monatlich 
625000 Thaler oder nach Abzug der Fourage eine halbe 
Million baar. Den Quartiergebern wurde die Wahl gelassen 
zwischen Baarzahlung oder Naturalverpflegung der Soldaten 
mit täglich 2 Pfund Fleisch, ½ Pfund Butter oder Speck und 
Erbsen. Umsonst stellten die Stände des Landes Unvermögen 
und Nothstand vor, da sie sich dadurch nicht abhalten ließen, 
auf Grund alten Herkommens die Exemtion des Adels, der 
außer den Ritterpferden nichts zu stellen verbunden sei, und 
der anderen privilegirten Personen geltend zu machen. „Wo 
sind eure Ritterpferde?"“ fertigte sie Karl barsch ab; „hätte die 
Ritterschaft ihre Schuldigkeit gethau, so wäre ich nicht hier! 
Wenn es bei Hofe zu schmansen gibt, da fehlt von den Nittern 
keiner, wenn es aber fürs Vaterland gilt, bleiben sie alle fein 
stll zu Hause. Von euch Herren von Adel allein fordere ich 
die Contribution; könnt ihr sie aus der Luft nehmen, so bin 
ich's zufrieden, daß jedermann befreit bleibt.“ Ein Gegenan- 
erbieten von monatlichen 320000 Thalern und einer binnen 
drei Monaten zu zahlenden Aversionalsumme von 400000 
Thalern verwarf er, entließ den Ausschuß und erklärte, die 
Repartition selbst vornehmen zu wollen, doch solle seine Armee 
gleichmäßiger über das Land vertheilt werden. Nur blieben 
aus jedem Kreise zwei Deputirte von Adel und einer von den 
Städten zur Vertretung der allgemeinen Landesangelegenheiten 
zurück, ohne freilich viel gehört zu werden. Vielmehr legte 
nun der König nach eigenem Gutdünken und mit Verwerfung
	        
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