Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

341 Kurfürst Friedrich August I. 
Schulenburg hatte sogar, nach seiner eigenen Angabe, dem 
Kurfürsten den Vorschlag gemacht, den König von Schweden 
in dessen schlecht bewachtem Hauptquartiere aufzuheben und 
gefangen auf den Königstein abzuliefern; glücklicherweise fehlte, 
wie es scheint, August der Muth zu diesem Streiche. Erst 
am 15. Juli brach Stanislaus aus Sachsen auf, aber Karl XII. 
machte noch immer keine Anstalten zum Abzug, angeblich weil 
die beizubringenden Friedensgarautien und die Versicherung 
der Religionsfreiheit für die schlesischen Protestanten noch aus- 
stünden. Dahin war es mit dem Sachsen des Kurfürsten 
Moritz gekommen, daß Karl sich eines solchen Vorwandes be- 
dienen durfte, um die Ernte noch abzuwarten! Erst am 1. 
September, dem Tage, an welchem der kaiserliche Abgesandte 
Graf Wratislaw jene Versicherung durch Unterzeichnung des 
Vertrags zu Liebertwolkwitz vollzogen hatte, brach auch Karl 
auf. 23000 zerlumpte und schlechtbewaffnete Soldaten hatte 
sein Oeer beim Einmarsch in Sachsen gezählt; er verließ es, 
durch Werbungen in Sachsen, Schlesien und den Hansastädten 
verstärkt, mit 34000 Mann, die sich daselbst gut ansgemausert, 
freilich wohl auch in dem sächsischen Capua manche Ausschwei- 
fungen gelernt hatten 1). Am 5. September stattete Karl von 
seinem Quartier Oberau bei Meißen aus nur mit sieben Be- 
gleitern einen plötzlichen Besuch bei Friedrich August in Dresden 
ab und war bereits wieder weit weg, ehe sich die sächsischen 
Minister von ihrer Bestürzung über sein Erscheinen erholt hatten. 
2. Sachsen von dem altranstädter Frieden bis zu Friedrich Augusts 1. 
Tode. Wiederanknüpfung der Verhältnisse mit polen. 1706—1733. 
Man sucht vergebens nach der Spur eines Eindrucks, 
welchen die erlittene Demüthigung auf das Gemüth Friedrich 
ist König der Stanislaus und der Kurfürst von Sachsen bin ich der- 
malen!“ Blätter f. lit. Unterh. 1826, Nr. 40. 
1) Faßmann u. Horn, S. 510 meinen, die Huren von ganz 
Deutschland hätten sich damals nach Sachsen gezogen und reichlichen Ver- 
dienst gehabt.
	        
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