1709
1710
348 Kurfürst Friedrich August J.
um die polnische Flitterkrone zu vergeuden. Am 5. October
1709 zog er in Thorn ein und erneuerte hier persönlich sein
Bündniß mit dem Czaren, der dann in Marienburg auch den
König von Preußen, jedoch ohne Erfolg, für den Bund gegen
Schweden zu gewinnen suchte, wogegen Dänemark sich von dem
travendahler Frieden lossagte. Aber schon schwebte Sachsen
selbst in neuer Gefahr, denn der mit 9000 Schweden in
Polen zurückgebliebene General Crassau bedrohte es mit einem
Angriff, von dem er jedoch abstand, mehr wohl wegen der
Schwäche seiner Streitkräfte und der ernstlichen Einsprache des
Kaisers, als aus Furcht vor dem von August angeordneten
Aufgebote eines Landsturms von 84000 Mann 1). Auch ein
von Potocki, dem Haupte der antisächsischen Partei, beabsichtig-
ter Einfall in Sachsen bewendete bei der Drohung ?). Außer
Stand zur Rettung seines Herrn nach der Türkei vorzudringen
ging Crassau nach Pommern, wohin ihn August, froh ihn aus
Polen los zu sein, ungehindert entkommen ließ; ebendahin zog
sich Stanislaus zurück, indem er sich zur Niederlegung der
Krone bereit erklärte. Da August den Polen zunächst als
Befreier von den Zügellosigkeiten der Schweden und Russen
erschien, so erneuerte ihm der Reichstag zu Warschau ohne
Schwierigkeit den Eid der Treue; der Bund zwischen dem
Czaren und der Nepublik wurde wieder aufgerichtet, dagegen
blieb ein zweimaliger Versuch Augusts, auch die Pforte für
den Czaren zu gewinnen, ohne Resultat 8).
Besorgt, daß dieses Wiederauflodern des Kriegs gegen
Schweden nicht nur das Gleichgewicht im Norden Europa's
gefährden, sondern auch Preußen, Hannover und Sachsen von
der Betheiligung am Kriege gegen Frankreich abziehen möchte,
schlossen der Kaiser und die Seemächte am 31. März 1710
das haager Concert, welches die Neutralität der deutsch-schwe-
dischen Länder zu sichern bezweckte. Bereitwillig ging der
1) Vogel, Leipziger Annalen, S. 1018—1020.
2) Potocki's lateinisches Manifest bei I,amberty V. p. 429.
3) Nordborg II, p. 347. 380.