Erneuerte Theilnahme am nordischen Krieg. 349
schwedische Senat darauf ein, aber mit unbeugsamem Starrsiun
protestirte Karl XII. aus Bemder gegen die unverlangte Ein-
mischung und erklärte, daß er seine Feinde aufsuchen werde,
wo und wann er sie träfe. Darüber blieb auch ein damals
auftauchender, angeblich von dem preußischen Minister Ilgen,
wahrscheinlicher aber von Peter dem Großen selbst herrührender
Plan ohne praktische Folge, nach welchem Polen zwischen Ruß-
land, Preußen und Angust getheilt werden, letzterer den polnischen
Thron erblich erhalten, der Czar aber sich verpflichten sollte,
die Polen nöthigenfalls mit Waffengewalt zu dieser Veränderung
zu zwingen 1).
Karls thörichte Weigerung das haager Concert anzuer-
kennen, gab seine deutschen Länder dem Angriffe der Verbündeten
preis. August, welcher in Folge von Kaiser Josephs l. Tod,
17. April 1711, einige Monate lang das Reichsvicariat zu
führen hatte, brach, nachdem er im Mai zu Jaroslaw mit
dem Czaren seine Verabredungen getroffen, an der Spitze von
20000 Mann Sachsen, Polen und Russen gegen Schwedisch-
Pommern auf und schloß sehr im Widerspruch zu seinem
Manifeste von Strelitz, 20. August, nach welchem der Zug
nicht Karls Ländern, sondern nur dessen Truppen gelten sollte 2),
mit Dänuemark und Rußland einen Vertrag über die Theilung
der deutsch-schwedischen Linder, wonach auf seinen Antheil
Pommern und die Hälfte von Rügen fallen sollten. Daß
Flemming dabei Dänemark durch die unter den obwaltenden
Umstäuden gar nicht zu verwirklichende Aussicht auf Wieder-
erwerbung der an Schweden verlorenen Länder zu übervortheilen
suchte, häütte fast zur Auflösung des Bundes geführt 3), und
Peter der Große hatte Mühe, seine beiden Verbündeten dahin
zu versöhnen, daß August das ganze, freilich erst noch zu er-
obernde Rügen an Dänemark abtrat. Die Sachsen hatten in
1) Förster, Friedrich Wilhelm I., Bd. I1. S. 114. Stenzel
a. a. O. III, 16#.
2) Lamberty II, 477. Nordberg II, 400.
3) Hojer I, 219.