Anarchie in Polen. Verlust Kurlands. 865
und Augusts natürlichen Sohn Moritz um den Besitz des
Herzogthums Kurland zu bringen und dessen Vereinigung mit
Rußland vorzubereiten. Noch lebte zwar der alte Herzog Fer-
dinand, der Letzte aus kettlerischen Stamme, aber zerfallen mit
seinen Unterthanen kinderlos in Danzig, die Nachfolge schien
an der Hand der jungen Wittwe des 1711 verstorbenen Herzogs
Friedrich Wilhelm, der Großfürstin Anna, zu hängen, und
unter den zahlreichen Bewerbern um dieselbe gab Czar Peter
in einem December 1717 mit August geschlossenen Tractate
dem Herzog Johann Adolf von Weißenfels den Vorzug, mit
dessen Nichte sich der alte Herzog Ferdinand vermählt hatte,
willigte jedoch schon wenige Monate darauf, um den König von
Preußen für die von dem schwedischen Minister Baron Görz
aufgestellten Combinationen zu gewinnen, in eine Heirath G#iner
Nichte mit dem Markgrafen von Schwedt, ein Plan, der mit
Karls XII. Tode ebenfalls wieder fallen gelassen wurde. Neue
Bewerber traten auf, unter denen sogar vorübergehend ifs
58jährige Flemming erscheint; Anna aber richtete ihre Neigung
auf den schönen, verführerischen Grafen Moritz von Sachsen,
für den auch der kurländische Adel gestimmt war. August in
Übereinstimmung mit den sächsischen Ministern war der Be-
werbung seines Sohnes günstig; schon eilte Moritz aus Frank-
reich, in dessen Kriegsdienste er auf den Wunsch seines Vaters
getreten war, herbei, als ihm dieser plötzlich die Weiterreise
untersagte; denn die Polen bestritten den ihnen als Deutsche
und als Protestanten verhaßten Kurländern das Wahlrecht
und bestanden auf Einziehung Kurlands als eröffneten polnischen
Lehens. Dessenungcachtet begab sich Moritz nach Mitan und
wurde, 28. Juni 1726, trotz des von August erlassenen In-
hibitoriums einstimmig zum Herzog von Kurland gewählt.
Aber auch Rußland drohte, da Menzikoff sich selbst Rechnung
auf Kurland machte; Moritz, statt Anna's Hand festzuhalten,
ließ sich von dem sächsischen Geschäfsträger in Petersburg, Lefort,
verleiten, seine Augen lieber auf die sechszehnjährige Großfürstin
Elisabeth zu werfen; Flemming arbeitete ihm entgegen, und
August mußte, um nicht die Aussichten auf Erblichmachung des
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1726