1780
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368 Kurfürst Friedrich August I.
verhindert, woraus vielleicht der Widerwille zu erklären ist,
den Friedrich Wilhelm gegen diesen hegte 1). Die Heerschau über
16000 Mann Preußen, die derselbe seinen Gästen zu Ehren
bei Tempelhof veranstaltete, imponirte dem König August von
Polen dermaßen, daß er dieselbe sofort durch ein ähnliches
militärisches Schauspiel zu überbieten suchte, nur daß er, hier
wie überall den Schein mit dem Wesen verwechselnd, der
preußischen Kriegstüchtigkeit nichts als Pracht und Schauge-
pränge entgegenzusetzen wußte. Neunundvierzig fürstlichen Gästen,
unter denen sich wieder der Känig und der Kronprinz von
Preußen befanden, führte er, Juni 1730, in dem berühmten
Lustlager bei Zeithain und Mühlberg sein seit dem Frieden von
11360 auf 30000 Mann verstärktes und auf französische Art
geübtes Heer vor. Auf der Elbe schwamm eine kleine Flotte,
deren Hauptschiff bloß an Zimmer= und vergoldetem Schnitz-
werk über 15000 Thaler kostete. Revuen und Manoeuvres,
Feuerwerke, Illuminationen und Jagden, kostbare Feste aller
Art reihten sich aneinander, die binnen dreißig Tagen dem
Lande eine Million Thaler kosteten ). Ein ähnliches Kriegs-
fest wurde zwei Jahre darauf den Polen bei Warschau
gezeigt.
Unterdessen nahmen die vielfach mit einander verflochtenen
Verhandlungen wegen der polnischen Thron= und der öster-
reichischen Erbfolge im Stillen ihren Fortgang. Unausgesetzt und
nicht ohne Geschick arbeitete August daran, Preußen und den
Kaiser für seine polnischen Pläne zu gewinnen und wußte dabei
namentlich die Verlegenheiten, in welche letztere durch den Zer-
1) Die einzige Nachricht über diese Verhandlung sindet sich in
den Mémoires de Bareith 1, 105. Im solgenden Jahre wurde
die Prinzessin Wilhelmine dem Herzog Johann Adolf von Weißensels
bestimmt, aber auch diese Heirath kam nicht zu Stande. Ebendas.,
S. 158.
2) Faßmann u. Horn, S. 927f f. Engelhardt, Das große
Campement bei Zeithain (1803). Vom Humor der Zeit zeugt der 14
Ellen lange, 6 Ellen breite, 1½/2 Ellen dicke Kuchen, den ein Zuimmermann
unter Aufsicht des Oberlandbaumeisters ausschneiden mußte.