Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Erfindung des Porcellans. 87 
üppigsten Wohllebens gehätschelt, wurde er bei Karls XII. Ein- 
fall aus seinem Laboratorium in der Albrechtsburg zu Meißen 
auf den Königstein geflüchtet; als er aber nach Auffindung der 
Porcellanerde bei Aue das weiße Porcellan 1700 entdeckt hatte, 
schritt man 1710 zur Gründung einer förmlichen Porcellan= 
fabrik in der Albrechtsburg, die er bis zu seinem Tode 1719 
leitete, ohne deshalb die Nachforschungen nach dem Steine der 
Weisen aufzugeben 1). Böttgers Erfindung machte damals unge- 
heures Aufsehen. Denn das bis dahin nur über Holland zu 
beziehende chinesische und japanesische Porcellan stand so hoch 
im Preise, daß einige für Friedrich August in China mit 
dem polnisch-sächsischen Wappen gemalte Becher und Vasen 
50000 Thaler kosteten; Porcellau gehörte zu den kostbarsten 
Beutestücken der Türkenkriege, und alle bisher in Italien ge- 
machten Versuche der Nachahmung waren fruchtlos geblieben. 
Daher hielt man in. Sachsen die Erfindung als Quelle großen 
zu verhoffenden Gewinus streng geheim und bald wurde das 
Porcellan nicht nur ein bedeutender Handelsartikel, sondern 
auch das Material eines eigenthümlichen sich daran entwickeln- 
den Kunststiles. Ublere Erfahrungen machte der König mit 
einem andern Adepten, dem Baron Hector v. Klettenberg, 
der wegen einer Tödtung im Duell aus Frankfurt entwichen 
war und ihm gegen monatlich 1500 Thaler die wahre Lebens- 
und Goldtinctur zu bereiten versprach, nachdem er aber vier 
Jahre lang große Summen verthan, auf den Hohnstein, dann 
auf den Königstein gesetzt und schließlich nach zweimaligem Flucht- 
versuche 1720 enthauptet wurde ?). 
Auch für Sachscus wissenschaftliche Kreise begann seit An- 
fang des Jahrhunderts eine neue Zeit zu dämmern. Zwar 
setzte die sächsische orthodoxe Theologie den Kampf gegen Speners 
Schatten noch immer fort, so daß die Regierung sich wieder- 
1) Engelhardt, J. F. Böttger, Erfinder des sächsischen Porzellans 
(1851). — Vgl. Vöttgers Briefe an den König in d. Zeitschr. f. deutsche 
Kulturgesch. 1858, S. 172 ff. 
2) Schlözer, Briefwechsel (1781), Heft 9, S. 88 fl. 
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