Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

394 Inneres 1697—1733. 
Erfüllt von den großartigen Eindrücken, welche die schönen 
Städte des Südens, die Weltplätze Frankreichs und Italiens, 
auf ihn gemacht hatten, unternahm es August seine Hauptstadt zu 
einem ihnen ebenbürtigen Fürstensitze zu erheben. Und in der 
That konnte er sich am Ende seiner Regierung rühmen, durch 
die Prachtbauten, die er und seine Günstlinge aufgeführt hatten 
und die auch Andere zur Nachahmung anregten, das hölzerne 
Dresden in ein steinernes verwandelt zu haben. Der Brand, 
welcher 1701 fast die Hälfte des Schlosses in Asche legte, regte 
wahrscheinlich zuerst den Plau zu Erbauung einer neuen 
prächtigen Winterresidenz an, von der jedoch zum Heil des Lan- 
des nur der Vorhof, der jetzige Zwinger, nach Dan. Pöpel- 
manns Entwurf zu Stande kam, jene „bewunderungswürdige 
Dithyrambe des Nococcostils“, dessen Wiege vielleicht eben 
Dresden selbst war, von wo er, das schnörkelhafte Kind des 
der Porcellanfabrikation entstammten höfischen Geschmackes, erst 
später im Gefolge einer sächsischen Prinzessin nach Frankreich 
kam um sich dort zu vollster Uppigkeit zu entfalten 1). Die 
Frauenkirche, zu deren Kuppel nachher die für die vertrie- 
benen Salzburger im Lande gesammelten 28368 Thaler ver- 
wendet wurden, erbaute seit 1727 nach dem Muster der 
Peterskirche in Nom Georg Bähr, Nathszimmermeister zu 
Dresden, „der einzige deutsche Baumeister des achtzehnten Jahr- 
hunderts, welcher mit Ehren neben dem großen Andras Schlüter 
genannt werden kann“, ohne, vom Neid der Kunstgenossen ver- 
folgt, die Vollendung seines Werkes (1743) zu erleben; das Palais 
der Gräfin Kosel, ein neues von Bibiena erbautes Opernhaus, 
das prinzliche Schloß, das Nathhaus, die Erweiterung des Großen 
Gartens ?) und seines Palais schlossen sich an. Der groß- 
artige Plan, nach dem Neustadt-Ostra, umumehr Friedrichs- 
stadt genannt, umgestaltet werden sollte, blieb unausgeführt, 
1) Semper, Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten 
II (1863), S. 181; womit zu vergl. Springer, Bilder a. d. Kunfl- 
geschichte (1867), S. 255 ff. 
2) Die Besitzer der zu demselben hinzugezogenen Grundstücke erhielten 
ihre Entschädigung erst von Friedrich Angust III.
	        
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