898 Inneres 1697—1733.
(seit 1717) Joh. v. Besser, Gemahls der schönen und reichen
Bürgermeisterstochter von Leipzig Kath. Elis. Kühlewein 1), und
des durch ihn 1720 zum Hofpoeten beförderten Ulr. v. König,
der bei allen Hoffestlichkeiten die nöthigen Poesien zu liefern
hatte, z. B. auch das Mühlberger Lager in einer Epopse be-
sang, Machwerke, deren Plattheit nur durch die sich darin
ungescheut breitmachende Bedientenhaftigkeit der Gesinnung
übertroffen wird und die nur das eine Verdienst haben, daß
sie die gänzliche Verbannung der deutschen Sprache von Hofe
verhüteten. Französische Galanterie, seit der Verbindung mit
Polen mit der Uppigkeit und dem Despotismus des Orients
versetzt, trieb in dem sächsischen Versailles ihr lockeres Spiel;
Dresden wurde maßgebend für den Ton der feinen Welt, der
Sitz der ihm seitdem als charakteristisches Merkmal verbliebenen
Höflichkeit; daneben war Leipzig während der Messe ein sehr
beliebtes Stelldichein fürstlicher und vornehmer Personen. Eine
ebenso glänzende als abenteuerlich gemischte Gesellschaft um-
schwärmte den prachtliebenden Fürsten, Ausländer, zumal Polen,
Italiener und Franzosen strömten hier als Gäste, Diplomaten,
Militärs zusammen, fanden Titel, Anstellungen und Einkommen
und gewannen Einfluß auf die Regierung, Fremde, die kein
Herz für das Land hatten, sondern nur an dem Auge des
Fürsten hingen, während vordem der Landesherr seine Räthe
aus der Ritterschaft oder dem Gelehrtenstaude Sachsens ge-
nommen hatte, alle aber mit dem Könige wetteifernd sich in
Liebeshändeln, Intriguen, hohem Spiel und dem bunten Wechsel
der Hoffestlichkeiten zu berauschen. Bildete doch das Leben
am Hofe eine fast nie abreißende Kette von Vergnügungen und
Festen, die oft wochenlang ausgedehnt, an Pracht und Manich-
faltigkeit damals an keinem europäischen Hofe ihres gleichen
hatten und auf deren Erfindung und Anordnung August der
Starke selbst sich so viel zu gute that, daß er einige derselben
sogar durch Kupferstich verewigen ließ; das mühlberger Lager
z. B. wurde von Zucchi in 200 Blättern gestochen. Sächsische
1) Siehe über ihm v. Loen, Kleine Schriften I, 254 sf.