Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Pracht des Hoflebens. 899 
Feuerwerler wurden nach Paris verschrieben. „Dresden“, 
schrieb v. Loen 1718 1), „schien zu meiner Zeit ein wirklich 
bezaubertes Land, welches sogar die Träume der alten Poeten 
noch übertraf. Man konnte hier nicht wohl ernsthaft sein; 
man wurde mit in die Lustbarkeiten und Schauspiele hineinge- 
zogen, nicht anders, als ob man darinnen einige Rollen mit- 
zuspielen hätte“; und nach einer Anspielung auf eine Stelle 
von Palingenius: vita hnec est fabula quaedam, mortales 
Drope cuncti sunt pe#sonati, fährt er fort: „Kein Ort der 
Welt sieht einem solchen Schauplatz ähnlicher als Dresden. 
Hier gibt es immer Maskeraden, Helden= und Liebesge- 
schichten, verirrte Ritter, Abenteuer, Wirthschaften, Schützen- 
und Schäferspiele, Kriegs= und Friedensaufzüge, Ceremonien, 
Grimmassen, schöne Raritäten 2c.; kurz Alles spielt, man sieht 
zu, spielt mit, man wird selbst gespielt. Ludendo ludimur.“ 
Es genüge hier den berühmten September des Jahres 1719 
anzuführen, wo durch eine Reihe der glänzendsten Feste der 
Einzug der neuvermählten Kurprinzessin Maria Josepha ge- 
feiert wurde. Die Prinzessin kam von Pirna auf dem Pracht- 
und Admiralschisf Bucentaurus die Elbe herab. Hundert 
reich vergoldecte Gondeln, 15 Fregatten von 6 bis 12 Ka- 
nonen begleiteten sie; selbst die Schiffsknechte gingen in gelbem 
Atlas mit weißseidenen Strümpfen. Der König, mit Juwelen 
für zwei Millionen Thaler bedeckt, empfing sie vor der Stadt 
an der Spitze des Hofes von 1900 Personen, den Adel hinzu- 
gerechnet, und von sechs Regimentern Fußvolk, einiger Ka- 
valerie und 1100 bewaffneten Bürgern. Alles strotzte von 
Gold und Silber. Selbst das massivgoldne Posthorn des 
1) Kleine Schriften I, 3. S. 39 ff. Damit Übereinstimmend die Mémoires 
de Bareith I, 102: „La cour de ce prince était pour lors la plus 
brillante d’Allemagne. La magnificence y était poussée jusqu'n 
Teccès, tous les plaisirs y regnaient; on pouvait D’appeler avec raison 
Tisle de Cythère; les femmes y étaient tres-aimables et les courtisaus 
trs- polig. Le roi entretenait unce espece de serail des plus belles 
femmes de son pays...oute sa cour se réglait sur son exemple, 
on n'y wespirait due la mollesse, et Bacchus et Vénus y étaient les 
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deux divinités à la mode.“
	        
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