Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

400 Inneres 1697—1733. 
Generalhofpostmeisters v. Mordax war mit Edelsteinen be- 
setzt. Der Einzug geschah durch Truppenreihen unter 330 
Kanonenschüssen. Eine Ehrenpforte reihte sich an die andere. 
286 Handpferde, 52 Maulthiere, 107 sechsspännige Karossen, 
9 Schwadronen Reiter, 36 Landstände der Lausitz, 64 säch- 
sische, 200 Jäger, 100 Schweizer, alle Regimenter reich und 
neu gekleidet, die Garden, 44 Generale, 24 Mohren rc. mach- 
ten den Zug aus. Von da an, nach gehaltenem Te Deum, 
folgten sich Fest auf Fest: italienische Opern und französische 
Comödien, zum Theil vom Personal des Hofes selbst gespielt, 
Thierhetzen, Land= und Wasserjagden, Bälle, glänzende Hof- 
tafeln, Seiltänzereien, allegorische Feuerwerke zu Wasser und 
zu Lande, Turniere zu Fuß und Roß, bei Sonnen= und Fackel- 
schein, von Herren und von Damen, Caroussels mit den kost- 
barsten Quadrillen der vier Elemente, Ringreunen, Lustschießen, 
ein Jahrmarkt von lauter Masken ausländischer Nationen, 
Illuminationen, Neouen und Paraden, Banernwirthschaften, 
ein Saturnusfest im plauenschen Grunde, wo 1600 Bergleute 
einen Aufzug hielten; ein Türkenfest, wo 350 Janitscharen 
aufwarteten; ein Venusfest im Großen Garten; Götteraufzüge 
nach den sieben Planeten; Hirsch= und Bärenstürzen oder 
Sprengjagden drängten einander. Und dies Alles, während 
das Land unter Mißwachs und Theuerung seufzte und die von 
der Regierung angeordneten Maßregeln, um dem Volke billiges 
Getreide zu verschaffen, theils verkehrt angeordnet, theils 
durch die gewissenlose Gaunerei der Hofiuden, denen man sie 
überließ, vereitelt wurden 1). 
Und dennoch war es nicht allein die gemeine Sinnenlust, 
die hier ihre Orgien feierte, es giug durch dieses ausgelassene 
Treiben doch auch eine bestimmte Tendenz. Nicht bloß, daß 
August der Starke die Pracht seines Hofes als willkommenes 
Mittel betrachtete die polnischen Großen an seine Person zu 
fesseln, er glaubte wirklich, indem er Glanz und Heiterkeit um 
1) Faßmann u. Horn, S. 762 ff. Pöllnitz, Nouveauxr me- 
moires (1738) II, 575. Die Saue galante p. 408 gibt die Kosten 
dieser Feste auf 4 Mill. Thlr. an.
	        
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