Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

Polnische Königswahl. Wi 
Einen höheren Preis setzte Friedrich Wilhelm I. von Preußen 
auf seine Unterstützung, nämlich Verzicht Sachsens auf Cleve 
und Berg, Garantie der Erbfolge Prcußens in Berg, wogegen 
er dem Kurfürsten Jülich gewährleisten wolle, Eventualbelchnung 
eines Sohnes des Königs mit Kurland u. a. Allein im Ver- 
trauen auf die Freundschaft der beiden Kaiserhöfe hatte Friedrich 
August durchaus keine Lust diese Forderungen zu bewilligen, 
noch auch, wozu Seckendorf und der Minister Graf Manteuffel 
riethen, dem König von Preußen das von diesem gewünschte 
lange rutowskische Regiment zu überlassen 1), daher denn auch 
der nach Berlin geschickte Manteuffel gegen den für Stanislaus 
arbeitenden französischen Gesandten, den Marquis de la Che- 
tardie, das Feld nicht zu behaupten vermochte. Mit Geld und 
Versprechungen 2) reichlich versehen, schickte Friedrich August den 
Grafen Wackerbarth und die Generale v. Baudissin und v. 
Diesbach nach Polen; die Erklärung der Czarin und des Kai- 
sers, keinen andern König als den Kurfürsten von Sachsen an- 
erkennen zu wollen und drohende Bewegungen ihrer Heere 
gegen die polnische Grenze unterstützten die Werbung. Trotz- 
dem setzte der Primas Potocki den Beschluß durch, daß kein 
Ausländer gewählt werden solle, und am 12. September wurde 
Stanislaus, der sich als Kaufmann verkleidet nach Warschau 
durchgeschlichen hatte, einstimmig und rechtmäßig zum König 
gewählt. Die sehr schwache sächsische Partei unter Fürst Wis- 
niowiezki hatte sich vom Wahlfelde entfernt; um ihre Sicherheit 
besorgt zogen sich die sächsischen Gesandten in das Hotel des 
österreichischen Gesandten zurück, am 29. September wurden 
die 60 Mann Sachsen unter Oberst Schlichting, welche die 
sondern in französischen blieb; wenigstens griff zwischen den beiden Halb- 
brüdern eine Mißstimmung Platz, die jedoch 1737 ausgeglichen wurde. 
Taillandier, Maurice, p. 190. 
1) Seckendorfs Leben IV, 93# fs. 
2) Eine neue Kapclle mit zwanzig Domherrustellen an der krakauer 
Kathedrale, 3 Millionen poln. Gulden, eine Ritterakademie, Wiederher- 
stellung der Grenzfestungen auf eigene Rechnung und jährlich 100000 Fl. 
zu den Gesandtschaftskosten.
	        
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