Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

410 Kurfürst Friedrich August II. 
Ebensowenig ist in Bezug auf Sachsen von einem perfön- 
lichen Regimente des Kurfürsten zu sprechen. Der Charakter 
desselben war ganz dazu geschaffen sich und sein Land unbedingt 
der Herrschaft desjenigen zu überantworten, der die Kunst ver- 
stand sich in sein Vertrauen einzuschmeicheln und ihm die Last 
der Regierungsgeschäfte von den trägen Schultern zu nehmen. 
Sein Günstling war anfangs der Graf Alex. Jos. Sulkowski, 
der, obgleich er als Katholik den Landesgesetzen gemäß im 
Ministerconseil nicht Sitz und Stimme haben durfte, trotzdem 
die Seele desselben bildete, 1733 sogar zum wirklichen Kabi- 
netsminister ernannt wurde und die auswärtige Politik Sach- 
sens mit unbeschränkter Vollmacht leitete. An seiner Seite 
tauchte aber ein anderer Emporkömmling auf, den er anfänglich 
für sein Werkzeug hielt, der aber sehr bald ihn zu beseitigen 
und sich an seine Stelle zu setzen wußte. 
Dieser Mann war Heinrich v. Brühl, geboren 1700 
als Sohn des weißenfelser Oberhofmarschalls; das Stammgut 
der Familie Gangloffsömmern lag im Amte Weißensee. Arm 
und daher frühzeitig als Page in den Hofstaat der verwittweten 
Herzogin Friederike Elisabeth von Sachsen-Weißenfels getreten, 
kam er durch deren Empfehlung als Silberpage in den Dienst 
Augusts des Starken, dessen Gunst der liebenswürdige und ge- 
schmeidige junge Cavalier so zu gewinnen wußte, daß ihn der 
König bald in seine unmittelbare Nähe zog, rasch von einer 
Stufe zur andern, 1727 zum Kammerjunker, 1731 zum Ober- 
steuereinmehmer, Generalaccisdirector, Director des Departe- 
ments des Innern und wirklichen Geheimenrath, 1733 zum 
Kammerpräsidenten erhob, neben welchen Amtern er sich noch 
verschiedene andere mehr oder weniger einträgliche Posten zu 
verschaffen wußte. Namentlich seit dem Sturze des Grafen 
Hoym, bei welchem er allem Anschein nach die Hand im Spiele 
hatte, trat sein Einfluß stärker hervor. Nicht politische Fähig- 
keiten noch hervorragende Bildung des Geistes, nur ein höchst 
gewandtes, in der Wahl der Mittel sehr wenig ängstliches 
Talent, verbunden mit einnehmendem Rußern hatten ihn ge- 
fördert. Aufs neue hatte er Gelegenheit, dieses zu bewähren,
	        
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