418 Kurfürst Friedrich Angust II.
freilich ein derartiges Necht nur dem nächsten Agnaten, nicht
Cognaten zusprach. Dieses feindselige Auftreten Sachsens be-
stimmte Maria Theresia den Grafen Khevenhüller nach Dresden
zu schicken, der dort in Gemeinschaft mit dem Ssterreichischen
Gesandten Graf Wratislaw und von der ganz Ssterreichisch
fühlenden Königin Maria Josepha nach Kräften unterstützt im
Hause des russischen Gesandten Unterhandlungen mit Brühl
und dem Pater Guarini eröffnete, an denen auch der englische
Gesandte Theil nahm. Sachsen weigerte sich Osterreich die
vertragsmäßige Hilfe von 6000 Mann zu stellen, die, an sich
zu gering um in die Wagschale zu fallen, ihm nur die ganze Feind-
schaft des Königs von Preußen zuziehen müsse, erklärte sich
aber bereit mit aller seiner Macht im Bunde mit Osterreich,
England und Rußland am Kriege gegen Preußen sich zu be-
theiligen, vorausgesetzt, daß Maria Theresia ihm die Abtretung
von drei böhmischen Kreisen oder doch deren pfandweise Ein-
räumung auf 30 Jahre oder wenigstens 40 Millionen Thaler
bewilligen würde. Die Bedräugniß ihrer Königin vor Augen
ließen sich endlich am 1 1. April die österreichischen Unterhändler
zu Unterzeichnung eines Vertrags herbei, kraft welches Sachsen,
indem es seinen Widerspruch gegen des Großherzogs Mitregent-
schaft und die Führung der böhmischen Kurstimme durch Maria
Theresia fallen ließ, sich anheischig machte mit gesamten Kräften
an dem Kriege gegen Preußen Theil zu nehmen, die Kaiser-
wahl des Großherzogs nach Kräften zu unterstützen und für den
Fall, daß Kaiser Karls VI. Nachkommenschaft gänzlich ausstürbe,
nur Böhmen, Mähren und Schlesien alsogleich für die Königin
Maria Josepha oder deren Kinder zu beanspruchen, in den
übrigen österreichischen Liändern aber die Regentschaft und die
Einkünfte dem Kaiser Franz auf Lebenszeit zu belassen; dagegen
bedang sich Sachsen eine in 18 Jahresraten zu zahlende und
durch Überweisung der Einkünfte etlicher böhmischer Grenz-
districte zu sichernde Summe von 12 Millionen Thaler aus,
desgleichen einen verhältnißmäßigen Antheil an den Preußen
abzunehmenden Eroberungen, insbesondere die in Preußens
Besitz befindlichen böhmischen Lehen in der Niederlausitz und