Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

1741 
1742 
120 Kurfürst Friedrich August II. 
schaft an ihren Gemahl sie verletzt habe, hinfällig geworden 
sei, so müsse auch Sachsen sich von derselben lossagen und die 
Erbansprüche der Königin von Polen wieder aufleben; der- 
gleichen erhob sogar August III. selbst für seine Person mit 
Berufung auf die den Wettinern nach dem Aussterben der 
Babenberger entgangene österreichische Erbschaft, woran sich Ent- 
schädigungsforderungen für den Verlust der jülich -cleveschen Erb- 
schaft und für die Nichtleistung des vertragsmäßigen Beistandes 
durch den Kaiser im Jahre 1706 reiheten. 
Bereits im November 1741 führte Graf Rutowski, ein 
natürlicher Sohn Augusts des Starken, eine sächsische Armee 
von 22000 Manm, bei der sich auch der Chevalier de Saxe 
und der Graf von Kosel, zwei andere Halbbrüder des Königs, 
befanden, nach Böhmen, um sich vor Prag mit dem Kurfürsten 
von Baiern zu vereinigen, dem schon Graf Moritz von Sachsen 
eine französische Division zugeführt hatte. Gegen die Ansicht 
der Franzosen bestand Nutowski auf sofortigem Sturm, den 
er auch, von seinem Halbbruder Moriétz kräftig secundirt, am 
26. November mit glücklichem Erfolge ausführte. Diese Theil- 
nahme an der Erstürmung Prags war die erste in einer Reihe 
glänzender Waffenthaten, die den Namen des Grafen Moritz 
von Sachsen bald dem der größten Feldherren an die Seite 
stellen sollten. Auf dem Wahltage zu Frankfurt trat hierauf 
Sachsen der Ausschließung der böhmischen Stimme bei und gab 
die seinige seinem Verbündeten, dem Kurfürsten von Baiern, 
24. Januar 1742. Dasselbe Sachsen also, das 123 Jahre 
früher so große Anstrengungen gemacht hatte dem Hause 
Osterreich die Kaiserkrone zu erhalten, betheiligte sich jetzt an 
dem Unternehmen sie demselben zu entreißen. Nur geschah 
dies nicht wie von Friedrichs Seite auf Grund einer weit- 
schauenden und tief angelegten Politik, sondern aus den klein- 
lichsten und kurzsichtigsten Berechnungen. Nebenbei benutzte 
Brühl die Verbindung mit dem sich bereits ganz als König 
von Böhmen fühlenden Karl Albrecht, um die ausdrückliche 
Anerkennung der sächsischen Vicariatsgerichtsbarkeit über dieses 
Vand und die Abtretung der seit 1547 von Osterreich behaup-
	        
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