Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

422 Kurfürst Friedrich August II. 
Dresden geschickt, nicht bloß um sich im allgemeinen ihrer 
Cousine wieder zu nähern, sondern um insbesondere Brühl 
mit Entdeckung des von ihm bei Sulkowski's Sturze geübten 
Verraths zu drohen, wenn er nicht sofort die Sachsen aus 
Böhmen zurückzlehe. Umsonst unterbrach dieser die Conferenz, 
in welcher sich August bei Friedrichs militärischen Aus- 
einandersetzungen herzlich langweilte, mit der Meldung, daß 
es Zeit zur Oper sei; da Friedrich auch Guarini, der schon 
an sich mehr zu Frankreich als zu Osterreich neigte, zu ge- 
winnen wußte, so erreichte er was er wünschte. Graf Algarotti 
blieb im Dresden zurück, um den einflußreichen Pater, seinen 
Landsmann, in guter Stimmung zu erhalten. Trotzdem 
drang Friedrich vergeblich darauf, daß die Sachsen es sich 
nun auch Anstrengung kosten lassen müßten, wenn sie Mähren 
erwerben wollten; durch ihre Ungefügigkeit, ihre Furcht vor 
dem heranziehenden Prinzen Karl von Lothringen gereizt, 
schlug er einen so drohenden Ton an, daß der beleidigte 
Rutowski das Commando an den Chevalier de Saxe abgab. 
Die Belagerung von Brünn mußte unterbleiben, weil Sachsen 
das erforderliche Geschütz versagte, angeblich wegen Man- 
gels an Geld, obgleich soeben für die Kunstkammer ein 
Smaragd um 400000 Thaler gekauft worden war, in 
Wahrheit, weil man in Dresden bereits wieder Reue dar- 
über empfand so weit gegangen zu sein und seit März durch 
den daselbst zurückgebliebenen Grafen Wratislaw mit dem wiener 
Hofe aufs neue anzuknüpfen suchte. Zu demselben Zwecke ging 
Brühls Vertrauter, der Legationsrath v. Saul, nach Wien. 
Nach der Einnahme von Iglau erklärten die sächsischen Generale 
zur Deckung Prags nach Böhmen zurückkehren zu müssen, trenuten 
sich 18. April ganz von den Preußen und bezogen eine Stellung 
im saatzer Kreise, wo sie unthätige Zuschauer blieben. Erst 
nachträglich soll August erfahren haben, daß seine Truppen an 
Friedrichs Siege bei Chotusitz keinen Antheil gehabt hätten. 
Kein Wunder, daß in den dadurch erkämpften Friedensprä- 
liminarien zu Breslau, 11. Juni 1741, Brühls Träume von 
Ländererwerbungen zerrannen. Mochte sich Sachsen, zwischen
	        
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